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Westarp fragte hierauf nach dem Kissinger Attentat,
dessen Verlauf Bismarck ungefähr in folgender Weise be-
schrieb: „Jch fuhr, wie heute, in einem niedrigen Halbwagen
und näherte mich wieder meiner Wohnung. Da glaubte ich
vor dem Hause einen Bekannten zu bemerken, den Hofmarschall
Grafen Dönhoff, und winkte ihm mit der rechten Hand einen
Gruß zu. Es war aber nicht Dönhoff, sondern der Zauber-
künstler Bellachini. Im selben Augenblick schoß jemand von
hinten auf mich, und aus solcher Nähe, daß die Pulverkörner
wochenlang nicht aus meiner Backe zu entfernen waren. Die
Kugel ging hart an meinem Nacken vorbei und traf den
Daumen der gerade zum Gruß erhobenen Hand. Außer
einer heftigen Anschwellung hatte der Schuß aber weiter
keine schädlichen Folgen.“
Das Gespräch kam dann auf die Feldzüge und Bismarck
erzählte die bekannte Episode aus der Schlacht von König-
grätz: „Als um Mittag die Lage ernst wurde, der Kron-
prinz immer noch nicht kam, und ein Bataillon nach dem
anderen vorging, ließ sich der König von seinem furchtloser
Soldatenyerzen fortreißen und avanzierte mit den Truppen
so weit, daß er ins heftigste Granatenfeuer kam. Sein Ge-
folge, das ihn vergebens zurückzuhalten versucht hatte, war
von ihm gewichen. Ich war der einzige, der bei ihm aus-
hielt. Da ritt ich aber an ihn heran und sagte mit Nach-
druck: Als Ew. Mojestät verantwortlicher Minister muß ich
darauf bestehen, daß Sie sich nicht länger aussetzen. Denn
wem Ew. Majestät todgeschossen werden, hilft uns der ganze
Sieg nichts! Der König sah das ein und wollte umkehren,
fragte mich aber, ob ich denn wüßte, wo sie aus der Feuer-
linie kämen. Ich wußte es nicht, aber ich sagte: ja, wenn
Majestät den kleinen Graben da nehmen, kommen wir heraus.
Und es stimmte auch! Aber bald war der König wieder
mitten drin. Da reckte ich mich nur auf dem Pferde und
sah ihn an. Der König verstand und rief mir ärgerlich her-
über: Ich komme ja schon. Wir kehrten wieder um. Es