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hat mir vielfach den Vorwurf gemacht, daß ich selbst der
Autorität des Parlamentes am meisten gegenüber getreten sei.
Bei mir war es eben nicht möglich, „heranzukommen“. Das
wußten alle Parteien, daß ich meine fest entschlossenen eigne#n
Wege ging. Die große Gnade des heimgegangenen Kaisers
hat es mir ermöglicht, ohne irgend welche Rücksichtnahme auf
Verhältnisse und Persönlichkeiten gerade fortzuschreiten. Jetzt
ist eine Streberei, ein Jagen nach Auszeichnungen, Hofein-
ladungen, eine „Schusterei“", wie man bei uns im Norden
sagt, eingerissen, die es der Regierung möglich macht, gewisse
Erfolge im Reichstage zu erzielen. Es sind dies allerdings
meistens nur die Führer, weniger die übrigen Fraktionsmit-
glieder, von denen ich spreche; die letzteren haben weder Ein-
fluß noch Macht, sie kommen nur herein, um womöglich mit
der Türe in der Hand Ja oder Nein zu sagen.“)
*") Am 10. Juli 1892 erzählte Bismarck in Kissingen dem
Professor Haeckel aus Jena, daß seine dortige Lokalkenntnis sich
weniger auf die Universität, als auf die „Rose“. (die bekannte
studentische Kneipe) beziehe, in der er als Gast der Franken
schöne und heitere Stunden verlebt habe. („Münchner Allgemeine
Zeitung“ Nr. 228 vom 19. August 1898.) Zur Ansprache Bis-
marcks an die Südwestdeutschen in Kissingen am 24. Juli 1892
(nicht 24. August 1892, wie es bei Penzler a. a. O., Bd. IV, S. 78,
versehentlich heißt), sei nachgetragen, daß Bismarck, nachdem sein
Sohn Herbert ein Hoch auf die Frauen ausgebracht hatte, scherz-
haft zu den ihn umdrängenden Frauen sagte: „Aus dem Jungen
kann noch was werden!“ — Erfunden ist nach den „Hamburger
Nachrichten“ vom 27. Juli 1892 M. A. der in das „Neue
Wiener Tageblatt“ übergegangene Bericht über eine Unterredung
Bismarcks mit dem Grafen Szapary. Ebenso gehören nach dem
„Berliner Lokal-Anzeiger“ Nr. 426 vom 12. September 1892
in das Reich der Fabel ein Kissinger Bismarck-Interview det
in Newyork erscheinenden „World“, sowie eine Unterredung mit
Schiaparelli. Als Bismarck die betreffenden Berichte zu Gesicht
kamen, sagte er lachend: „World weiß mehr wie ich.“ In der
Nr. 213 vom 2. August 1892 schrieb die „Münchner Allgemeine
Zeitung“: Mit Bezugnahme auf die Notiz in der Tagesschau
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