— 165 —
Die Rede war zu Ende. Blumen wurden ihm gereicht;
da gab es plötzlich ein Geschiebe in dem engen Kreise der
Versammelten, die Vorderen wurden zurückgedrängt und der
stadtbekannte Hoftraiteur G.. . stand in seiner ganzen
Größe und Fülle vor dem Wagenabteil Bismarcks, diesem
kordial seine umfangreiche Rechte bietend und mit den Worten
sich vorstellend: „Mein Name ist G.. .!“ Bismarck sah
erst erstaunt auf den Mann hernieder, ergriff dann aber
die ihm entgegengestreckte Hand und erwiderte mit einem
Lächeln voller Humor, sich leicht verneigend: „Sehr ange-
nehm! — Ich heiße Bismarck!“
Mit einem Male war alle Wehmut vergessen; Bismarck
lachte herzlich, und alle Umstehenden lachten mit ihm. Herr
Gfuhr unbeirrt fort: „Durchlaucht, grüßen Sie bitte
Ihren alten G.. von mir.“ Durch eine Gegenfrage des
Fürsten stellte es sich heraus, daß ein Verwandter des 6
Koch in Friedrichsruh war. Bismarck versprach, die Grüße
auszurichten. Nach diesem humorvollen Zwischenspiel kam
schnell der Abschied.
Jedem, den Bismarck erreichen konnte, gab er die Hand.
Unter großem Jubel und dem Rufe: „Auf Wiedersehn!“
fuhr der Zug aus dem Bahnhof. Er winkte noch einigemale
mit der Hand.)
Berlin, 6. August 1892.
Gespräch auf dem Stettiner Bahnhof mit Dr. Die-
derich Hahn, betreffend Bismarck und der 19. han-
noversche Wahlkreis.“
Unter der nach Tausenden zählenden Menge, die auf
dem Fahrsteige vor dem Salonwagen Biemarcks stand, be-
*) Nach einer Erzählung von Frieda Kleimann in der
„Magdeburger Zeitung“ Nr. 165 vom 31. März 1906. Cf. mein
Werk: „Die Ansprachen des Fürsten Bismarck“, Bd. I, S. 243.
") „Hannov. Courier“ Nr. 17.783 vom 8. August 1892.
Das obige Referat ergänzt meine Schilderung in dem Werke:
„Die Ansprachen des Fürsten Bismarck“, Bd. I, S. 243.