Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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er mir sehr fehlen, = wir hatten uns so an einander ge- 
wöhnt! · 
Den Hamburgern hat man (aus Anlaß des Cholera- 
Ausbruches) mit dem pharisäischen Geschimpfe schweres Un- 
recht getan; der Boykott der Hamburger war ungesetzlich 
und die Regierung hatte die Pflicht, sofort und wirksam die 
Freizügigkeit zu schützen. Ebenso wäre es ihre Pflicht ge- 
wesen, nachdem sie von ihren Konsuln in Rußland längst 
die Choleraberichte empfangen hatten, öffentlich vor der Seuche 
zu warnen; besonders Preußen als Grenznachbar mußte den 
Verkehr überwachen. Wenn die offiziösen Blätter Recht 
haben, tat man aber gerade, was man jetzt Hamburg vor- 
wirft; man wollte die Handelsinteressen schonen und schwieg. 
Es fehlt heutzutag an Rückgrat und auch an Detail- 
kenntnis. Andere wieder werden durch die Rücksicht auf eine 
große Familie und dergleichen zu einer besonders starken 
Klebung gezwungen und wollen um keinen Preis von dem 
Posten weichen, der sie nährt. 
Das Hervortreten im Parlament erschwert mir vor allem 
eine Wahrnehmung: Die Persönlichkeiten der jetzigen Mi- 
nister sind so dünn, die deckende Scheibe, die sie bieten, ist so 
durchsichtig, daß die Person des Monarchen immer hindurch- 
scheint. . 
Schlözer hätte ich bis auf die letzte Fleischfaser ver- 
braucht. Als alter Junggeselle mit guten Weinen war er 
wie gemacht für den Verkehr mit Kardinälen. Holstein hatte 
noch von Petersburg was gegen ihn und hat ihn schließlich 
auch meinem Sohne ein bischen verleidet. Bei mir war aber 
da nichts auszurichten. Nun ist auch Schlözer weggebissen; 
zu früh. 
Sehen Sie, diese Bäume haben genau die gleichen 
Lebensbedingungen und die gleiche Pflege — und doch: Wie 
verschieden sind sie an Wuchs, Kraft und Saft! Und 
da wollen die Sozialisten uns einreden, durch Gleichheit der 
Lebensbedingungen beim Beginn des Kampfes ums Dasein
	        
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