Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Liman, betreffend Schlözers Entlassung, Kaiser 
und Kaiserin Friedrich, der Papst über Bismarck, 
eine Versailler Reminiszenz.“ 
Bismarck erzählte Liman die Geschichte der plötzlichen 
Verabschiedung Schlözers: „Ohne jeden Anlaß ist ihm, der 
allerdings in dem bösen Verdacht der Anhänglichkeit an mich 
stand, durch Herrn von Marschall die Mitteilung geworden, 
daß bei dem allgemeinen diplomatischen Revirement, das Graf 
Caprivi vorhabe, auch der preußische Gesandtschaftsposten beim 
Vatikan eine andere Besetzung zu gewärtigen habe.“ 
Schlözer: „Ich habe mein Abschiedsgesuch mit der Un- 
zuträglichkeit der klimatischen Verhältnisse von Rom für meine 
Gesundheit begründet, obwohl diese Entdeckung für mich, der 
ich mich seit zehn Jahren in der italienischen Hauptstadt über- 
aus wohlgefühlt hatte, ebenso wie für jeden Anderen völlie 
neu und unerwartet war.“ 
Bismarck: „Früher wurden solche Dinge in ganz an- 
derer Weise und mit der höchsten Rücksicht behandelt, ich 
selbst würde meinen letzten Diener nicht in dieser Weise ent- 
lassen.““) 
Auf der Veranda setzten Bismarck und Schlözer in 
Gegenwart Limans ihre Unterhaltung fort. Es wurde er- 
wähnt, daß die Kaiserin Friedrich stets gewohnt war, wenn 
sie von „unserem Gesandten“ oder „unseren Truppen“ sprach, 
unter dieser Bezeichnung den Vertreter Englands und die 
Truppen der Königin Viktoria zu verstehen. Biomarck rühmte 
mit besonderer Dankbarkeit die stets sich gleichbleibende Höf- 
lichkeit des Kaisers Friedrich, der selbst als Schwerkranker ihm 
*) Liman: „Biemarck nach seiner Entlassung“, S. 226. 
"“*) Auch nach dem Aufsatz „Bismarck und Schlözer“ von 
Dr. Paul Curtius „Vossische Zeitung“ Nr. 259 vom 5. Juni 
1910 nahm Bisemarck wiederholt Gelegenheit, die rücksichtslose, 
dem Zentrum zu Liebe erfolgte Entlassung Schlözers mit den 
schärfsten Ausdrücken zu belegen.
	        
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