— 191 —
Oesterreichs, ein zweites Mal das GElück der Waffen gegen
uns zu versuchen, bei weitem größer gewesen, wenn wir
Sachsen genommen hätten. Ja, Oesterreich — Graf Karolyi
— erklärte mit wackerer Gesinnung geradezu: daß Oester-
reich den Krieg fortsetzen werde, wenn wir nicht die Selbst-
ständigkeit und Integrität Sachsens zusagten; denn Sachsen
sei der einzige deutsche Staat, der mit rühmlicher Tapfer-
keit und Treue an Oesterreichs Seite gekämpft habe, und
diesen Bundesgenossen könne Oesterreich nicht im Stiche lassen.
Oesterreich hatte deshalb von uns in den Friedensver-
handlungen von Nicolsburg die gewünschte Zusage bezüg-
lich Sachsens erhalten. Durch das Ungeschick der öster-
reichischen Unterhändler war allerdings diese Zusage nicht
so scharf sormuliert worden, daß es nicht in unserer Hand
gelegen hätte — auch dieser Vorschlag tauchte damals auf
— das Unrecht, welches einst der Ernestinischen Sächsischen
Linie zur Zeit Karls des Fünften und des Kurfürsten
Moritz zugefügt worden war, wieder gut zu machen, indem
man etwa den Großherzog von Weimar oder den Herzog
von Coburg-Gotha auf den sächsischen Königsthron setzte.
Aber so zweifelhaft die betreffende Klausel auch lauten
mochte, wir hielten uns an eine ehrliche Auslegung ge-
bunden, die Klausel so auszuführen, wie Oesterreich sie zweifel-
los verstanden hatte — und Preußen und Deutschland hat
es bisher nie zu bereuen gehabt!“
Barzin, 31. Oktober 1892.
Unterredung mit Dr. Hans Blum, betreffend
Tyras, den Kriegslärm von 1875, die Entlassung
Schlözers, Lothar Bucher, Kaiser Wilhelm 1.*
Auf dem Morgenspaziergang bemerkte Bismarck zu Blum,
der dem Reichshund geschmeichelt hatte: „Richtig, das war's,
*") Hans Blum: „Persönliche Erinnerungen“ an den Fürsten
Bismarck“, Bd. IV, S. 223f.