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Die Deputierten versicherten Bismarck, daß sich die Mos-
kauer Deutschen trotz der nicht zu leugnenden deutschfeindlichen
Strömung über nichts zu beklagen hätten und daß nament-
lich der Generalgouverneur die deutsche Kolonie stets mit
ausgezeichneter Liebenswürdigkeit behandle.
Bismarck sprach seine Freude darüber aus, meinte aber,
er wisse, daß er in Rußland gegenwärtig nicht beliebt sei,
„und ich meine es doch gut mit ihnen.“ Im weiteren Ver-
laufe des Gespräches hob er noch hervor, welch’ einen aus-
gezeichneten Eindruck die Entsendung des Großfürsten-Thron-
folgers nach Berlin überall in Deutschland gemacht habe.
Berlin, 24. März 1888.
Unterredung mit dem Statthalter Fürst Hohen-
lohe-Schillingsfürst, betreffend die Zeit der 99
Tage.“
Bismarck: „Ich bin am Ende meiner Kräfte und kann
doch nicht fort, da sonst allerlei Thorheiten begangen werden.“
Hohenlohe: „Wie soll es denn in den Reichslanden mit
der Vereidigung der Beamten und des Landesausschusses
auf den Kaiser Friedrich gehalten werden?“
Bismarck: „Davon kann füglich Umgang genommen
werden; es dauert mit dem hohen Herrn doch nicht mehr lang.
Von einer Hoffnung ist nicht die Rede. Ich bewundere den
Kaiser, beklage ihn aber um so mehr, als man mir erzählt
hat, er werde von den englischen Aerzten roh und rücksichts-
los behandelt. Sie nehmen ihm die Kanüle heraus, um sie
zu putzen, ohne ihm eine andere einzusetzen. Sie vernachlässigen
seine Bequemlichkeit usw. Auch die Kaiserin ist hart und rück-
*) Dentwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürft,
Bd. II S. 430.