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Ostafrikas, vollkommen deutsch gewesen. Und was Helgo—
land anbelangt, so ist es in meinen Augen eher eine Last
und Schwächung, als eine Stütze und Stärkung für Deutsch-
land in einem etwaigen Kriege mit Frankreich. Denn bisher
konnte die uns an Zahl und Stärke überlegene Flotte Frank-
reichs aus dem einfachen Grunde in der Nord= und Ostsee
sich nicht halten, weil es ihr an einem Hafen fehlte, wo
sie sich mit Kohlen hätte versorgen können. Sie mußte
immer wieder nach Cherbourg zurückdampfen, um dieses Be-
dürfnis zu befriedigen. So lange Helgoland in englischem
Besitz war, in der Hand einer neutralen Macht, war dieses
Kohlendepot der französischen Flotte vollständig verschlossen.
In Zukunft braucht die französische Flotte nur die paar Be-
festigungen von Helgoland — die keine Kunst gegen die
zerstörende Kraft der modernen Geschütze stark genug machen
kann — zum Schweigen zu bringen, dann ist das Kohlen-
depot der Nordsee — für weitere Streifzüge der französischen
Flotte gegen unsere Küsten — in französischer Hand.“
Die Frage, ob Bismarck nicht meine, daß Wissmann in
Ostafrika besser am Platze sei als Herr v. Soden, bejahte
er unbedingt: „Soden war ein ganz guter Gouverneur von
Kamerun, aber mit den ostafrikanischen Verhältnissen offen-
bar nahezu ganz unbekannt und daher den schwierigen ihm
dort gestellten Aufgaben in keiner Weise gewachsen. Das
erinnert mich an eine andere Versetzung, die aber glücklicher-
weise nicht ausgeführt wurde. Es handelte sich darum, einen
deutschen Vertreter nach Apia auf die Samoainseln zu senden.
Und dazu wurde ausersehen ein Mann, der sich — sagen
wir in Japan oder in der Havanna — als außerordentlich
tüchtig bewährt hatte! JIch konnte zwischen den beiden
Posten keine andere Aehnlichkeit — und demgemäß für die
Befähigung des Herrn zu dem Posten in Anpia keine andere
Begründung — entdecken, als die, daß beide Orte außer-
ordentlich weit von Berlin entfernt seien.