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General gebracht und kam da eines Tages in Berlin an
einem Schutzmann vorbei, der mich nicht grüßte. Grüßen
Sie denn nicht Offiziere, fragte ich ihn. — O ja, Herr, aber
nur die höheren, versetzte er treuherzig. — Na, rechnen Sie
einen General nicht zu den höheren Offizieren, guter Mann?
— Das wohl, aber Sie sind doch — Sie wissen wohl nicht,
daß ich der Reichskanzler bin? — Nein, woher soll ich denn
das wissen? rief er betroffen. Ich bin ja eben erst vom
äußersten Osten nach Berlin versetzt worden. — Ich war
so erfreut, daß mich einmal jemand in Berlin nicht erkannte,
daß ich gegen den Mann keine Anzeige erstattete.
In Ferrières, im Rothschildschen Schlosse kam während
des Krieges einmal der Großherzog von Oldenburg in mein
Vorzimmer, um mich zu besuchen. Da fuhr aber mein schnei-
digster Diener auf und rief dem andern, auf den Eindringling
deutend, zu: Was will denn der hier? Ist denn der ge-
meldet?
Besinnst du dich auf unsern tüchtigen mecklenburgischen"“)
Diener, Johanna? Nun, der diente bei mir eine Zeitlang
zugleich mit einem Westpreußen. Eines Tages höre ich, daß
die beiden im Vorzimmer in lebhaften Wortwechsel geraten
und scharf ausfällig gegeneinander werden. Schließlich spielt
aber doch mein Westpreuße den höchsten Trumpf aus, indem
er dem Mecklenburger verächtlich zuruft: Was will denn der
da — der hat ja nicht mal einen König!“
Sultan war — nach einem dazwischengeworfenen Worte
der Fürstin — der rührendste Hund, den ihr Gemahl be-
sessen. — „Wenn ich verreiste“, bestätigte Bismarck, „so
suchte er mich überall mit großer Traurigkeit. Endlich er-
griff er dann zu seinem Troste meine weiße Militärmütze
und ein Paar meiner hirschledernen Handschuhe, trug diese
*) Bismarck kann auch einen anderen deutschen Kleinstaat
als „Vaterland“ jenes Dieners genannt haben.