Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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General gebracht und kam da eines Tages in Berlin an 
einem Schutzmann vorbei, der mich nicht grüßte. Grüßen 
Sie denn nicht Offiziere, fragte ich ihn. — O ja, Herr, aber 
nur die höheren, versetzte er treuherzig. — Na, rechnen Sie 
einen General nicht zu den höheren Offizieren, guter Mann? 
— Das wohl, aber Sie sind doch — Sie wissen wohl nicht, 
daß ich der Reichskanzler bin? — Nein, woher soll ich denn 
das wissen? rief er betroffen. Ich bin ja eben erst vom 
äußersten Osten nach Berlin versetzt worden. — Ich war 
so erfreut, daß mich einmal jemand in Berlin nicht erkannte, 
daß ich gegen den Mann keine Anzeige erstattete. 
In Ferrières, im Rothschildschen Schlosse kam während 
des Krieges einmal der Großherzog von Oldenburg in mein 
Vorzimmer, um mich zu besuchen. Da fuhr aber mein schnei- 
digster Diener auf und rief dem andern, auf den Eindringling 
deutend, zu: Was will denn der hier? Ist denn der ge- 
meldet? 
Besinnst du dich auf unsern tüchtigen mecklenburgischen"“) 
Diener, Johanna? Nun, der diente bei mir eine Zeitlang 
zugleich mit einem Westpreußen. Eines Tages höre ich, daß 
die beiden im Vorzimmer in lebhaften Wortwechsel geraten 
und scharf ausfällig gegeneinander werden. Schließlich spielt 
aber doch mein Westpreuße den höchsten Trumpf aus, indem 
er dem Mecklenburger verächtlich zuruft: Was will denn der 
da — der hat ja nicht mal einen König!“ 
Sultan war — nach einem dazwischengeworfenen Worte 
der Fürstin — der rührendste Hund, den ihr Gemahl be- 
sessen. — „Wenn ich verreiste“, bestätigte Bismarck, „so 
suchte er mich überall mit großer Traurigkeit. Endlich er- 
griff er dann zu seinem Troste meine weiße Militärmütze 
und ein Paar meiner hirschledernen Handschuhe, trug diese 
*) Bismarck kann auch einen anderen deutschen Kleinstaat 
als „Vaterland“ jenes Dieners genannt haben.
	        
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