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in den Zähnen nach meinem Arbeitszimmer und blieb dort
mit der Nase an meinen Sachen liegen, bis ich wiederkam.
Auch der alte Tyras war sehr intelligent und treu. Wenn
ich nach dem Reichstag ging, so nahm ich den Weg durch
den Garten hinter dem Reichskanzlerpalais, öffnete hier die
Pforte nach der Königgrätzer Straße, drehte mich gegen
Tyras um, der mich bis dahin vergnügt begleitet hatte, und
sagte bloß: Reichstag 1 Sofort ließ der Hund Kopf und
Schwanz hängen und verzog sich niedergeschlagen. Einst
hatte ich meinen Stock, den ich auf die Straße nicht mit-
nehmen konnte, da ich in Uniform ging, an die Innenmauer
des Gartens gestellt, ehe ich durch die Pforte schritt. Nach
vier Stunden kam ich aus dem Reichstag zurück. Tyras
begrüßte mich nicht beim Eintritt ins Haus, wie sonst stets,
und ich fragte daher den Schutzmann, wo der Hund sei. —
Der steht seit vier Stunden hinten an der Gartenmauer und
läßt niemand zu Eurer Durchlaucht Stock, erwiderte der
Wachtposten. Ein andermal ging ich hier in Varzin in Be-
gleitung von Tyras spazieren und sah auf einer Karre eine
Fuhre Holz liegen, das ich für gestohlen hielt, weil sie aus
grünem Holze gehauen war. Ich gebot dem Hund, bei der
Fuhre zu bleiben, und entfernte mich, um einen Mann zu
holen, der die Sache aufklären könne. Als ich zurückblickte,
gewahrte ich aber, daß Tyras mir leise und geduckt nach-
schlich. Ich kehrte nun zurück und legte einen Handschuh auf
die Karre. Sofort blieb mein Tyras dort stehen wie ange-
wurzelt.“ ·
Ueber das Ende des Tieres erzählte Bismarck: „Er war
nicht krank, er ist an Altersschwäche eingegangen. Einen
Tag vor seinem Tode war er schon so steif, daß man ihn
wie einen Hammel von oben in mein Arbeitszimmer tragen
lassen mußte. Dann, als ich nach Hause kam, wedelte er
noch. Das nächste Mal, an seinem Todestage, komte er
auch nicht mehr wedeln und gab nur durch seinen Ausdruck