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sichtslos. Wenn alles wahr und nicht übertrieben ist, was man
erzählt, müßte man nach einem Staatsanwalt schicken, um
den Kaiser zu beschützen.“
Berlin, Anfang Anpril 1888.
Unterredung mit dem früheren badischen Minister
Franz v. Roggenbach, betreffend die Battenberger-
Angelegenheit.“
Bismarck: „Der Plan, der Vermählung der Prin-
dessin Viktoria mit dem Fürsten Alexander von Burl-
garien ist zwar von dem Kaiser Friedrich und
der Kaiserin bereits fallen gelassen, ich befürchte aber, daß
die Königin von England, die demnächst kommt, die Heirat
doch noch durchsetzen und Deutschland für englische Interessen
außerhalb Europas engagieren will.“
*) Am 5. April 1888 traf Bismarck auf einem Spazier-
Jang im Tiergarten einige Studenten. Dieselben machten Front
und grüßten, als plötzlich Bismarck sich zu ihnen wandte und
sich erkundigte. welcher Couleur sie angehörten. Auf die Ant-
wort. daß sie Angehörige des Korps Sazxonia von der Techni-
schen Hochschule seien, ergriff Bismarck die Mütze des Studiosus
B., welcher das Wort führte, besah sie und fragte, dem Stu-
denten ins Gesicht blickend und auf einen großen Schmiß der
rechten Wange desselben deutend: „Das ist wohl eine unparierte
Terz?'“ Auf die bejahende Antwort lächelnd: „Ja, ja, früher
wurde besser pariert, aber auch mehr studiert.“ Der Student:
„Wenn ich das Elück hätte, ein so guter Fechter zu sein wie
Euer Durchlaucht zu Ihrer Zeit, wäre ich freilich besser daran.“
Bismarck lachte und entfernte sich mit den Worten: „Nun, ich
wünsche Ihnen viel Glück,“ freundlich mit der Hand winkend
und nach allen Seiten die Menschenmenge grüßend, die in enthu-
siastische Hochrufe ausbrach, als Biomarck an der Hofjäger-Allee
seinen Wagen bestieg. („Die Post“, 1888, Nr. 126.)
"“*) Karl Samwer: „Zur Erinnerung an Franz v. Roggen-
bach“. S. 158.