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betrauten Dr. Weise, um von diesem zu vernehmen, daß der
Landwehrverein einen alten festen Stamm von Bismarckver-
ehrern umschließe.
Bismarck: „Das ist erfreulich.“
Berlin, 3. Dezember 1892.
Unterredung auf dem Lehrter Bahnhof mit den
Abgeordneten Enneccerus und Schoof, betreffend
den Verlust von Bismarcks besten Freunden, die
Militärvorlage, die Wahl Ahlwardt's, den 19.
hannoverschen Wahlkreis, die Cholera in Ham-
burg.“
Auf dem Lehrter Bahnhof stellte sich zunächst der Ab-
geordnete Enneccerus vor. Bismarck: „Eigentlich hätte ich
Sie schon an Ihrer Höhe erkennen sollen.“ Demnächst fanden
sich ein die Abgeordneten Schoof und Konsul a. D. Weber,
die Bismarck in die Kaiserzimmer begleiteten. Bismarck:
„Nun die Herren haben ja jetzt in den parlamentarischen
Körperschaften viel zu tun.“ 6
Schoof: „Ich kann Eure Durchlaucht versichern, daß
unser Wahlkreis vollkommen beruhigt ist, solange Sie es
nicht für nötig halten, in dem Reichstag zu erscheinen.“
Bismarck: „Ich habe in diesem Jahre zwei meiner besten
älteren politischen Freunde verloren, Petersen und Bucher,
*) Nach den „Hamburger Nachrichten“ vom 4. Dezember
1892, M. A. Nach der Einfahrt in den Bahnhof hatten zwei junge
Damen Bismarck Blumen überreicht. Bismarck: „Rosen, wahr-
haftig Rosen! das ist doch etwas Schöneres, als das lang-
weilige Chrysanthemum.“ Auf die Frage eines Bahnhofbeamten,
ob Bismarck nicht eine Erfrischung wünsche. „Ein wenig Grog
könnte nichts schaden, nach der langen Fahrt — wir bleiben
ja wohl noch etwas hier, da kann ich ja inzwischen ein wenig aus-
steigen.“ Vergleiche auch mein Werk: „Die Ansprachen des Fürsten
Bismarck“, Bd. J, S. 248.