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Gegend mal angesehen, aber leider ist bei uns ja die Cholera
dazwischen gekommen.“
Bismarck: „Ich wollte eigentlich im September kommen,
aber man konnte ja damals nicht reisen ohne Gefahr, daran
gehindert zu werden. Nun, ich hoffe noch so lange zu leben,
daß ich doch noch einmal hinkomme und Ihre Gegend besuche,
wenn's geht, in der Zeit der Kirschenblüte, wo sie ja am
schönsten sein soll.“
Im weiteren Verlaufe des Gespräches bedauerte Bis-
marck Hamburg, das unter der Cholera so schwer gelitten
habe. „Wenn sich in dieser Zeit auch viel Mitleid gezeigt
hat, so war doch auch viel Schadenfreude dabei, die zum
Teil wohl aus Eifersucht entstanden sein dürfte und manches
harte Urteil über Hamburg hervorgerufen hat. Wenn andere
Städte ein solches Unglück so plötzlich überfallen hätte, so
würde es ihnen schwerlich viel besser gegangen sein.“
Konsul Weber beklagte, daß in Folge der Cholera das
Geschäft sich teilweise von Hamburg weggezogen habe. Bis-
marck (ihn beruhigend): „Ich sehe die Cholera mehr wie
eine Ueberschwemmung an, deren Folgen nach zwei Jahren
verschwunden sein werden. Ja, meine Herren, jetzt muß ich
weiter. Ich freue mich, Sie gesehen zu haben, und danke
Ihnen für Ihre freundliche Begrüßung.“
Friedrichsruh, 1892 (7) Unterredung mit einer
Anzahl Schriftsteller und ihren Damen. Bismarck sprach bei
der Begegnung im Park seine Freude darüber aus, den Schwarm
bei sich zu sehen. Als ihm ein österreichischer Schriftsteller einen
herzlichen Gruß aus der Heimat zurief, äußerte sich Bismarck über
die Besondertheit der deutschen Stämme und sein politisches Ver-
hältnis zu Oesterreich vor und nach 1866. Zu dem Schrift-
steller Liman, der eben wegen Caprivi-Beleidigung angeklagt
worden war, bemerkte Biomarck: „Gott schütze Sie in Ihren
Prozessen!“ („Königsberger Allgemeine Zeitung“ Nr. 365 vom
7. August 1898.) Ueber eine Unterredung Bismarcks mit Fräu-
lein Else Lehmann aus Kassel, die 1892 einen Ausflug nach