Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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vorkommt, daß ein Geheimrat dieselbe Materie im Ministe- 
rium zu behandeln hat, die schon das Thema seiner Assessor- 
arbeit war, ohne daß er sie jemals im praktischen Leben 
kennen gelernt hat.“ 
Zum Schlusse entschuldigte sich Bismarck, daß er das 
ihm von dem 19. hannoverschen Wahlkreise angebotene Man- 
dat bis jetzt noch nicht habe ausüben können. „Ich würde 
wohl Lust haben, in den Reichstag zu kommen, wenn ich es 
so machen könnte, wie der alte Moltke, der ruhig dagesessen 
und zugehört hat. Aber man würde mich ja nicht zufrieden 
lassen. Die einen würden mich angreifen, mich beschimpfen, 
was mich immerhin am wenigsten berühren würde, die andern 
wieder würden ängstlich von mir fortrücken, aus Furcht sich 
zu kompromittieren. Zudem fehlt mir der Apparat, der mir 
früher zur Verfügung gestanden hat, und es ist für mich 
bei vorgerückten Jahren doch schwierig, alles selbst zu lesen 
und alle Vorarbeiten für die Reden allein zu besorgen.“ 
Die Herren versicherten Bismarck, daß seine Wahl in 
erster Linie ein Vertrauensvotum gewesen sei, und Dr. Hahn 
betonte noch besonders, daß seine Wähler ihm hätten die 
Gelegenheit geben wollen, in ernster Stunde im Reichstag 
sein Wort in die Wagschale zu werfen. 
Friedrichsruh, Frühiahr 1893. 
Unterredung mit dem Professor Kahl, betreffend 
die Militärvorlage.“ 
Bismarck: „Ich halte eine Heeresverstärkung für not- 
wendig, aber nicht, wie sie die Militärvorlage vorsieht. Ge- 
) Nach einer Kandidatenrede Kahls „Berliner Börsen- 
zeitung“ Nr. 274 vom 14. Juni 1893. Kahl war öfters mit 
Bismarck zusammen. Bei einer Gelegenheit bemerkte er dem Gaste 
gegenüber, daß er bis zu seinem Lebensende Anhänger des all- 
gemeinen Wahlrechtes geblieben sei; dasselbe habe wohl Schäden 
zur Folge, die aber von ihm selbst wieder korrigiert würden. 
„Tägliche Rundschau“ Nr. 26 vom 16. Januar 1907. 
  
 
	        
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