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tung“ äußerte Bismarck, sie werde gut geschrieben, er bekäme sie
wohl zugeschickt, worauf der Redakteur erwiderte, sie habe sich
stets angelegen sein lassen, die Politik Bismarcks zu unter-
stützen und gegen Radikale und Demokraten zu kämpfen.
Leicht an das Brückengeländer gelehnt, freute sich Bismarck
über den gerade beginnenden Regen, erzählte, sein Schwieger-
sohn im Haag habe ihm geschrieben, daß dort schon die
Eichen grünten, worüber hier mindestens noch 14 Tage hin-
gehen würden, bezeichnete ein in der Nähe der Brücke ge-
legenes Wirtschaftsgebäude als Gendarmeriekaserne, deren beide
Bewohner hier aber nichts zu tun fänden und machte seine
Besucher auf einen schönen Hahn aufmerksam, der, von
seinen Hühnern verlassen, wetterlaunisch im Regen umherlief.
Als der Lübecker Herr Bismarck fragte, ob er bald nach
Lübeck kommen werde, antwortete er, er käme gerne hin, sobald
er reisen könne; das hinge aber von seinem Befinden ab:
er leide zuweilen an Muskelrheumatismus im Kreuz.
Bei der Verabschiedung beugte er sich zu dem Töchterchen
des Lübeckers nieder, klopfte ihm auf die Wange und sagte:
„Und dir, mein Kind, danke ich nochmals für das schöne
Bougquetchen.“
aber eine weitere Bedeutung schreibe ich der ganzen Geschichte nicht
hu.“ Als die Rede auf die sozialdemokratische Partei kam,
wies Bismarck nach einem Hahn, der unter dem Vorsprung eines
nahen Oekonomiegebäudes Schutz suchte, und sagte: „Sehen Sie,
dieser Hahn war früher ein sehr lebhaftes Tier, immer hellauf,
was man heißt, ein guter Hahn, jetzt ist er aber auch ganz
traurig geworden und in sich gekehrt. Von meinem Gute hier
werde ich wohl wenig mehr fortkommen. Ich bin, wie Sie
wissen, meiner Stellung enthoben, und wenn man keine täglichen
Pflichten zu erfüllen hat, wird man von seinen Stimmungen
abhängig, namentlich im Alter. Da kann man über die Zukunft
nichts mehr versprechen. („Deutsche Zeitung“, Wien, vom 13. Mai
1893.) Die „Hamburger Nachrichten“ berichtigten, wie oben steht,
den Verlauf der Unterredung.