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Friedrichsruh, Mai 1893.
Unterredung mit dem Buchhändler Adolf Kröner,
betreffend die Herausgabe von Bismarcks Me-
moiren.“
Kröner: „Wie ich Eurer Durchlaucht bereits mündlich
dargestellt habe, lege ich den höchsten Wert darauf, wenigstens
den ersten Band Ihres Memoirenwerkes bald veröffentlicht
zu sehen.“
Bismarck: „Ich bin nicht abgeneigt.“
Friedrichsruh, 17. Mai 1893.
Unterredung mit dem Engländer G. W. Smalley,
betreffend das sozialpolitische Experiment Kaiser
Wilhelm II., die Sozialisten im Heer, kein Wieder-
eintritt in den Dienst, keine Versöhnung mit dem
Kaiser.“
Ueber das sozialpolitische Experiment des Kaisers äußerte
sich Bismarck sehr unmutig und bemerkte unter anderm: „Ich
habe den Kaiser davor gewarnt. Meine Warnung wurde aber
verworfen. Ich hoffte, der Kaiser werde erkennen, welche
Aufnahme seine eigenen Ideen bei jenen finden, deren Wohl
er anstrebte, und an die er sich wendete. Nichts von
alledem. Der Kaiser hat das nicht beachtet. Ich behielt
Unrecht — ich war enttäuscht. Das Ganze führte zu nichts.
Smalley fragte Bismarck, ob die Sozialisten ihre
Agitation in ausgedehnterem Maß in die deutsche Armee
*“) Cf. oben S. 97 und wegen der weiteren Entwicklungen
unten S. 249 vom 1. September 1893.
»*) Das obenstehende Referat, der,,Fortnightly Review“
entnommen, ergänzt das, was ich über die Unterredung in meinem
Werke: „Die Tischgespräche des Fürsten Bismarck, Neue Folge“,
Bd. I, S. 232, mitgeteilt habe.