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getragen haben, wie dies in England und namentlich in
London der Fall sei, wo sich Sozialisten eigens zu diesem
Zwecke anwerben lassen.
Bismarck: „Ich glaube nicht, daß dies in Berlin der
Fall ist; die Berliner Garnison wird aus dem ganzen Reiche
zusammengesetzt. Die Leute aus Köln haben wenig Sym—
pathien für die Pommern. Wenn eine Gefahr vorhanden
ist, so könnte das z. B. in Hamburg der Fall sein, wo die
Sozialisten sehr stark sind, und ein Hamburger Regiment
könnte durch den Sozialismus vergiftet werden.“
Mehreremale gab Bismarck im Laufe des Gespräches
unzweideutig kund, daß er nicht mehr in den Dienst treten
werde: „Meine Zeit ist um“, äußerte er sich mit einer Geberde,
die mehr sagte als die Worte. Und noch bestimmter er—
klärte er dann: „Ich werde nicht mehr in Tätigkeit treten.“
Eine Zusammenkunft mit dem Kaiser wünschte Bismarck
keineswegs. Sie würde ihn in eine peinliche Lage ver-
setzen und zu schweren Konsequenzen führen können. „Als
Offizier, als Edelmann hätte ich die mir zur Versöhnung
entgegengestreckte Hand nicht zurückweisen können, und das
würde in der Oeffentlichkeit als Versöhnung oder als das
Anerbieten einer solchen erscheinen.“
Smalley brachte den ganzen Tag in Friedrichsruh
zu und war gegen Abend Zeuge, wie Bismarck auf der Terrasse
des Schlosses die Kinder einer Hamburger Schule empfing,
ihren Liedervorträgen zuhörte und zum Schlusse eine Ansprache
an die Kleinen hielt. ")
*) Der Engländer faßte den Eindruck, den er durch den
Besuch empfangen hat, in den Schlußworten zusammen: „Während
aller unserer Gespräche verriet kein Wort, kein Blick von seiner
Seite, daß er sich für berechtigt fühle zu dem Anspruch auf die
Teilnahme der Welt. Es müßte ein kühner Mann sein, der dies
dem Eisernen Kanzler anzubieten wagte. Denn von Eisen ist
der alte Kanzler noch immer.“