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das Manuskript zu übergeben. „Ich habe diesen Teil des
Manufkripts ganz durchgesehen, mancherlei korrigiert und hin-
zugefügt. Es sind wohl noch immer einzelne Lücken vor-
handen, die ich bei der Korrektur ausfüllen will, wenn ich
noch dazu komme. Da ich aber nicht weiß, ob diese Krankheit
nicht zum Ende führt, so wollte ich wenigstens das von mir
überarbeitete Manuskript übergeben. Mit dem weiteren
Band, der hier auf meinem Schreibtisch liegt, ist es eine
andere Sache, der ist noch nicht so weit, könnte auch jedenfalls
so bald nicht gedruckt werden.“
Das Manufkript brachten die Herren Adolf und Paul
Kröner am anderen Tage nach Stuttgart, wo sofort der Satz
hergestellt und eine geringe Anzahl von Abzügen gemacht
wurde, deren Geheimhaltung in dem kleinen Kreise der Ein-
geweihten bis zum Erscheinen des Werkes gelang.)
Sie behindert sind, Ihren Bruder hier zu begrüßen“. Sofort,
Donnerstag den 31. August, reisten beide Brüder nach Kis-
singen, wo ihnen schon bei der Ankunft auf dem Bahnhof ihre
Befürchtung bestätigt wurde, daß Bismarck schwer erkrankt sei.
Er beabsichtige deshalb, ihnen das Manufskript der „Erinnerungen“
persönlich zu übergeben. Für alle Fälle hatten die Brüder noch
Hugo Jacobi telegraphisch nach Kissingen gebeten, da derselbe nach
dem inzwischen erfolgten Tode Lothar Buchers zuweilen mit Sich-
tung und Prüfung des Materials betraut und in die Angelegen-
heit eingeweiht war. Der Zustand Bismarcks war nun aber
ein so bedenklicher, daß Geheimrat Schweninger weder am Don-
nerstag Abend, noch am Freitag Vormittag die von Bismarck
gewünschte Besprechung zuließ. Erst am Freitag Abend ge-
stattete er, die Herren — auf höchstens 5 Minuten! — in das
Zimmer des Fürsten zu führen, welcher sich aus dem Bett auf
eine Chaiselongue hatte tragen lassen.
*) Die angebliche Aeußerung Bismarcks anläßlich der Land-
tagswahl eines Liberalen in Hirschberg, daß es nun auch in den
Bergen Licht werde, ist laut der „Hamburger Nachrichten“ Nr. 269
vom 13. November 1893 erfunden.