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Zu einem Herrn aus Kassel bemerkte Bismarck: „In
Rassel war ich als fünfjähriges Kind auf meiner ersten
größeren Reise. Wilhelmshöhe und seine Wasserfälle blieben
so stark in meinem Gedächtnisse haften, daß ich noch oft
lange nachher davon träumte, bis ich als Student von
Göttingen wieder hinkam und den Traum der Kindheit vor
meinen Augen erfüllt sah. Nun aber muß ich nach Hause.
Meine Frau wartet mit dem Frühstück.“
Friedrichsruh, 1. April 1894.
Gespräche und Ansprachen im Laufe der Geburts-
tagsfeier.“
Als Bismarck nach einer gut zugebrachten Nacht die Ge-
burtstagstische musterte und die Kibitzeier sah, fragte er
lächelnd: „Hat die der Konditor gelegt oder der Vogel?“
Die mächtige Flasche aus Herrmannstadt war ihm als Feld-
und Jagdfläsche doch zu groß. Die Blumen entlockten ihm
die Worte: „Herrlich schön. Wenn ich doch auch einen
Blumengarten hätte. Aber noch konnte ich mir keinen an-
legen in Friedrichsruh. Na, und nun bin ich zu alt dazu.“
Der Hamburger Kunstgärtner Senderhelm, der die Blumen-
Gruppe in dem Frühstückssaal gestellt hat und die letzte Be-
merkung hörte, meinte: „Die freie, ungekünstelte Natur ist
ja auch schön !“ „Gewiß“, sagte Bismarck. Bei Besichtigung
der ihm von der Gräfin Henckel-Donnersmarck geschenkten
Fuchsstute meinte er, daß sie gut unter dem Sattel gehen
würde.
Um 11 Uhr brachte die Jägerkapelle von Ratzeburg ein
Ständchen. Bismarck erschien bald im Kreise seiner Familie
und Gäste auf der Terrasse, mit stürmischen Hochs der auf
der Wiese versammelten Tausende begrüßt. Er zog den
*) „Berliner Neueste Nachr.“ Nr. 164 vom 2. April 1893.