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auszunutzen sei. Der Staatsmann wirtschaftet mit fremdem
Vermögen, das fällt um so schwerer ins Gewicht, je mehr
man Ehrgefühl im Leibe hat.
Meine politische Laufbahn war ein Hetzen und Jagen,
bei dem man zum Genuß nie gekommen ist. — Ich habe
in meinem Leben als Staatsmann nicht einmal Zeit
gefunden, ein Konzert oder ein Theater zu besuchen. Erfreut
aber habe ich mich oft an der Hausmusik, die mir meine
Johanna auf dem Flügel bereitete. Zur GElücksempfindung
gehört Naturanlage, das rechte Temperament. Das hatte
mein alter kaiserlicher Herr. An ihm habe ich oft wahrge-
nommen, daß er sich eines Elückes kindlich freuen konnte.“)
Friedrichsruh, Ende März 1895.
Unterredung mit dem Direktor des Mägdesprunger
Eisenhüttenwerks P. Wenzel.“
Bismarck (bei Besichtigung der ihm von Bewohnern des
Anhalt geschenkten und auf der dem Schloß südlich gegenüber
gelegenen Anhöhe aufgestellten metallenen Hirschgruppe): „Ich
gratuliere Ihrem Hüttenwerke zu dem schönen Gelingen der
Hirschgruppe. Sie haben ja die besten Modelle in Ihrem
Anhalt. Ich habe selbst dort oft auf Hirsche gepürscht.“
*) Uebrigens hat Fürst Bismarck nichts einzuwenden ge-
habt, als ihn einmal ein Freund beim Gespräch über diese Frage
aufmerksam machte, daß die gewichtigsten Gründe, um derenwillen
ein Sterblicher sich glücklich fühlen dürfe, bei ihm zutreffen. Er
habe in dem frei gewählten Beruf, zu dem er einzig Neigung
hegte, sich ganz ausleben und alle nur denkbaren Erfolge er-
reichen dürfen; er habe bis ins höchste Alter die geliebte Frau an
seiner Seite gehabt, keines seiner Kinder verloren, vielmehr
alle gut verheiratet und versorgt um sich gesehen, sich am Nach-
wuchs lieber Enkel erfreuen und das Bewußtsein haben dürfen,
seiner Familie einen großen gesicherten Besitz zu hinterlassen.
*.) „Berliner Tageblatt“ Nr. 164 vom 30. März 1895.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band III. 18