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Das Gespräch kam natürlich auch auf die Krankheit des
Kaisers Friedrich, von dem eben damals bessere Nachrichten
in den Zeitungen standen; leider müsse er diese Nachrichten
dementieren; „der Kaiser ist unrettbar verloren, das Leben
zählt nur noch nach wenigen Tagen.“ Dann erwähnte Bismarck
die Enthüllung des Denkmals der Kaiserin Maria Theresia
in Wien; er sprach von ihr, als von der „großen Kaiserin“,
mit der höchsten Verehrung.
„Sehen Sie, dieses Glashaus ist zugleich ein Schutzhaus.
Seit dem Blindschen Attentat läßt mich der Kaiser immer
von vier Schutzleuten begleiten, welche mich auf Schritt und
Tritt bewachen; oftmals vergesse ich das, und da wäre mir in
Versailles einst etwas sehr Fatales passiert; ich gehe in dem
dortigen Garten spazieren und bemerke, wie mir ein bewaffneter
Mann fortwährend nachgeht; die Sache war mir, da ich mich in
einer feindlichen Stadt befand, doppelt verdächtig, ich ziehe
dabei rasch den Revolver, spanne ihn, schon will ich abdrücken,
da ruft mir der Verfolger, welcher meine Bewegungen offen-
bar wahrgenommen hatte, rechtzeitig zu: „Ein Schutzmann!“
Bismarck berührte mit keinem Worte die inneren politischen
Verhältnisse von Oesterreich; um so lieber verweilte er bei
der äußeren Politik; er sprach von dem Fürstenkongresse in
Frankfurt 1863: „Schon damals habe ich die Ueberzeugung
gehabt, daß die große deutsche Frage nicht auf dem Wege
der Sänger-, Turner= und Schützenfeste gelöst werden kann.“
Auch auf das Jahr 1866 kam Bismarck zu sprechen und erzählte,
wie er persönlich sich dafür eingesetzt habe, daß der Friede
von Nikolsburg für Oesterreich möglichst milde ausfalle. Ich
wollte Oesterreich nicht demütigen, um es recht bald als Freund
wieder gewinnen zu können; mein Monarch teilte diese Ansicht
nicht ganz; es kam zu einer Divergenz, welche einen ganzen
Tag andauerte und die nur durch die Intervention des Kron-
prinzen, welcher auf meiner Seite stand, geschlichtet wurde.“
Dann berührte natürlich Bismarck auch das österreichisch-
deutsche Bündnis; als der Präsident Dr. Franz bemerkte, daß