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näher stehen. Ich habe dieses konservative Strebertum am
eigenen Leibe bei meiner Verabschiedung erfahren. Die
schweigende und reservierte Haltung, welche die konservative
Partei damals einnahm, hat doch nur auf der Hoffnung
beruht, daß nun endlich doch jeder etwas werden oder für
sich und seine Angehörigen etwas erreichen könne, was bis
dahin zu erreichen nicht möglich gewesen ist. Mancher hat
geglaubt, daß er nun endlich den blauen Brief erhalten werde,
der ihm seine Berufung ins Ministerium anzeigt. Fünfund-
neunzig vom Hundert der konservativen Fraktion sind an
dieser Haltung unschuldig, aber die übrigen fünf v. H.
Streber beherrschen die Fraktion und verfolgen persönliches
Interesse. Der ganze Ansturm, wie er jetzt in der demo-
kratischen Presse gegen die Junker stattfindet, ist ebenso unge-
rechtfertigt, wie die von derselben Seite ausgehenden An-
griffe auf die Landwirtschaft und die an derselben beteiligten
Besitzer und Bauern. Junker und Bauern haben heutzutage
nur den einen Wunsch, die Landwirtschaft lebensfähig zu
erhalten, und diesem Wunsche kann die Berechtigung nicht
abgesprochen werden.“
Friedrichsruh, März 1897.
Unterredung mit einem Freunde der „Neuen Freien
Presse“, betreffend die Emser Depesche, die fran-
zösische Kriegserklärung, kein Nachgeben Preußens,
die Versailler Mission Ledochowskis, Italiens Hal-
tung 1870 bis 71, die Annerion Belgiens durch
Frankreich, die Lage nach dem Kriege von 1870,
Fürst Gortschakow, die Entstehung des deutsch-
österreichischen Bündnisses.“
Das Gespräch wendete sich dem deutsch-französischen Kriege
zu, und zwar aus Anlaß einer Bemerkung, die Bismarck in
*) „Neue Freie Presse“ Nr. 11713 vom 1. April 1897.