Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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konservativem Staatswesen und gingen ihnen nach, heutzutage 
hat die Streberei alles verdrängt. Der eine will Beförderung 
in seinem Amte (man will doch nicht ewig Landrat bleiben), 
der ändere wünscht eine höhere Ordenzsklasse zu erhalten; 
der dritte erstrebt auf Wunsch seiner Frau Einladungen zu 
Hoffestlichkeiten; der vierte möchte dem Anancement seines 
Sohnes sich förderlich erweisen, und so geht es fort. Ich 
will nicht sagen, daß diese Charakteristik auf alle Konservativen 
im Lande zutrifft, ich habe mehr die Führer im Auge, welche 
heutzutage einflußreicher sind, als sie es jemals waren. Ueber- 
haupt muß man zwischen den einzelnen Mitgliedern, welche 
die Fraktion bilden, und der letzteren als solcher unterscheiden. 
Das ist so, wie es das bekannte Wort ausdrückt, das einmal 
ein königlicher Herr ausgesprochen hat, als er in kritischen 
Zeiten direkten Verkehr mit Parlamentariern gehabt hatte: 
Wenn man mit dem Einzelnen spricht, ist es jedesmal ein ganz 
vern ünftiger Kerl, mit dem man sich verständigen kann und 
mit dem auszukommen ist; sowie sie aber zusammenkommen, 
sind es Rackers. Sonst ist auch ein gewisser Neid eine her- 
vorstechende Eigenschaft meiner Standesgenossen, der Junker, 
Viele haben es mir nie verziehen, daß ich, der kleine Guts- 
besitzer von Kniephof, vorwärtsgekommen bin, während sie das 
blieben, was sie waren. Ein guter Teil des Deklarantentums 
war seiner Zeit darauf zurückzuführen.) 
*) Nach der „Konservativen Korrespondenz“ und dem 
„Reichsboten“ fühlten sich die Konservativen durch Bismarcks 
Kritik stark verletzt. Das erste Blatt schrieb: „Wir halten es 
für völlig ausgeschlossen, daß Bismarck in dieser Weise sich ge- 
äußert habe. Freimütig, wie der hochverehrte erste Reichskanzler 
ist, hat er sich häufig rücksichtslos auch über befreundete Parteien 
ausgesprochen und aus seinem Herzen wohl niemals eine 
Mördergrube gemacht; allein er ist dabei stets bei der Wahrheit 
geblieben. Die obige, ihm in den Mund gelegte Aeußerung — 
deren augenscheinliche, tendenziöse Entstellung durch ein jüdisch- 
liberales Organ nicht Wunder nehmen kann — steht aber mit
	        
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