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seinen Rat verlangt und der rachsüchtige Greis ist nicht ge—
kommen! Dann denken meine Landsleute, ich hätte helfen
können; und ich werde von morgen an für die Firma mithaftbar
gemacht. Ich bin fest überzeugt, daß mein Rat nicht ver-
langt, nach meiner Meinung nicht gefragt, und kein Wort
über die Geschäfte gesprochen wird. Um auch andere davon
zu überzeugen, muß ich hin. Politesse n’est pas poli-
tique.“ )
Reichskanzler Fürst Hohenlohe Schillings-
fürst.“)
Bismarck zu Harden: „Sie werden mir gewiß das Zeug-
nis geben, daß ich mir keine Ingerenz auf Ihre politische
Tätigkeit anmaße, keinerlei Zensorialbefugnis; aber ich habe
manchmal den Eindruck, daß Sie den armen Hohenlohe zu
unfreundlich behandeln. Schwach ist er, doch kein Bösewicht.
Ich halte ihn heute noch für einen vornehmen Mann und
glaube, Ihnen das sagen zu dürfen, ohne mich dadurch un-
statthafter Beeinflussung Ihres Urteils schuldig zu machen.“
*) Im Anschlusse daran heißt es: „In dem eskortierten
Prunkwagen kam er sich „wie ein wichtiger Staatsgefangener“
vor. Bat, da er hörte, welche Hoffnung das Volk an den Besuch
knüpfe, noch im Schloß den Grafen Henckel, „draußen abwiegeln
zu lassen"“. Und sagte lächelnd nach der Heimkehr, er habe nie
so viele Ballgeschichten erzählt, wie in den Berliner Stunden,
in die aus der Welt politischen Getriebes, wie er erwartet und
gehofft habe, kein Sterbenswörtchen gedrungen sei. Die Frau
zitierte schmunzelnd aus dem Brief einer Freundin den Ausdruck
der Freude darüber, daß „Ottochen“ noch einmal im Triumph
durchs Brandenburger Tor eingeholt worden sei. „Nur den
Leuten nicht Sand in die Augen streuen“, war seine stete War-
nung. Jedem, ders hören mochte, sagte er, daß er zwar stiller,
(„Das Alter setzt mir mehr zu als meine Feinde“), doch der
Sorge nicht ledig geworden sei.
*) „Deutsche Tageszeitung“ Nr. 491 vom 19. Oktober
1906 (der „Zukunft“ entnommen).