Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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unsere Politik ausgeben wollten, da kennzeichnete Bismarck 
dieses Gebahren mit dem ironischen Schlagworte: „Man 
so dhun.“ 
Bismarcks Lebensüberdruß und Nerven. 
„Die Leute wünschen mir noch immer ein langes Leben. 
Schön und sehr freundlich; wenn sie mir meine Schmerzen 
abnehmen wollten, wäre ich mit ihrem Wunsche allen- 
falls einverstanden — aber sol! Ich bin ein recht 
umützes Mitglied der menschlichen Gesellschaft geworden. 
Auch meine Freuden sind, seitdem ich nicht mehr ins Freie 
komme, recht bescheidener Natur: ein gutes Glas Wein, der 
mir aber jetzt allzu oft verboten wird, ab und zu eine Prise 
Soll man da weiterzuleben wünschen? Meine gute Frau, 
der ich nicht den Schmerz bereiten wollte, ihr wegzusterben, 
ist nicht mehr bei mir; und ich bin vollständig abgefunden 
und sehne mich nur noch nach Euthanasie. Heutzutage gilt 
es nicht mehr als anständig und sittlich, einem verbrauchten 
Leben selbst ein Ende zu machen. In der klassischen Zeit 
war es anders; wir haben ja alle den Cornelius Nepos 
gelesen. Jetzt sind wir sentimentaler geworden. Die Motive 
würden verkannt, die abenteuerlichsten Gerüchte in Umlauf 
gesetzt werden... Aber, daß ich nicht mehr mittun möchte, 
kann mir keiner verdenken. Das politische Geschäft habe ich 
aufgeben müssen, der Anblick der Entwickelung macht mir 
keine Freude, und die Landwirtschaft habe ich zu lange im 
Nebenamt betrieben, als daß sie mich jetzt ganz ausfüllen 
könnte, selbst wenn ich noch hinaus dürfte. Die Leute wissen 
eben nicht, was es heißt, sich so absterben zu fühlen — 
und noch dazu unter Schmerzen, deren Nuancen zahllos sino. 
Meine Nerven sind so empfindlich geworden, daß ich 
beinahe Falb spielen könnte. Ich spüre den Wechsel vorher. 
*) Einer Veröffentlichung Maximilian Hardens in der 
„Woche“ April 1899 entnommen.
	        
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