Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Freilich: mitunter irre ich mich auch. Es kommt eben darauf 
an, was für ein Wetterministerium da oben am Ruder ist: 
ein österreichisches, das um jeden Preis fortwurschteln möchte, 
oder ein caprivisches, das froh ist, wenn es die Unterschrift 
des allerhöchsten Herrn hat und sich um die Verantwortlich- 
keit vor der misera contribuens plebs hier unten keine 
großen Sorgen macht .“) « 
Friedrichsruh, Sept. oder Anfang Okt. 1897. 
Außerung nach einem Gewährsmann der „Schle- 
sischen Zeitung“, betreffend die lberlebtheit der 
bestehenden politischen Parteien, die Flottenver- 
mehrung, die Errichtung einer elsaß-lothringischen 
NRegentschaft unter dem Kronprinzen, die Einsetzung 
einer Regentschaft während der Krankheit des 
Kaiser Friedrich, der Zeitpunkt von Bismarcks 
Versöhnung mit demselben.“ 
Bismarck: „Die bestehenden politischen Parteien entsprechen 
*) Bismarck selbst sprach oft von seinem „Nervenbankerot“. 
Und Schweninger mußte manchmal die wunderlichsten Mittel an- 
wenden, um seinen großen Patienten aus seiner nervösen Verstim- 
mung zu scheuchen. Ein Beispiel: Der Tod des alten Kaisers hatte 
ihn furchtbar angegriffen, und er fühlte sich, als er aus dem 
Schlosse heimkehrte, unfähig zu jedem Geschäft. Doch die Zeit 
drängte. Da griff Schweninger zu einem Gewaltmittel. Er raunte 
dem Kammerdiener zu, dem in wehmütiger Gebrochenheit zu- 
sammengesunkenen Fürsten leise — auf den Fuß zu treten. Das 
half, Se. Durchlaucht ärgerte sich über die scheinbare Ungeschicklich- 
keit, die Wehmut wich — das Gleichgewicht war wieder hergestellt. 
Fünf Minuten später verlangte der Kanzler einen weißen Bogen 
und schrieb mit fester Hand darauf: „An Seine Mojestät, den 
deutschen Kaiser in San Remo.“ Es war die Depesche, die dem 
Kaiser Friedrich die offizielle Nachricht vom Tode seines Vaters 
brachte. 
**) „Schlesische Zeitung“ Nr. 694 vom 3. Oktober 1897, zum
	        
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