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den Fürsten heimsuchte, war für ihn fast noch unerträglicher
als der Schmerz am Bein.
Aus der Fassung der Friedrichsruher Notiz, wie sie in den
„Hamb. Nachr.“ veröffentlicht wurde, ging ein gewisser Un-
mut darüber hervor, daß die Freunde des Fürsten seine ge-
sundheitliche Widerstandsfähigkeit überschätzten und die Krank-
heit, an der er z. Zt. zu leiden hatte, unterschätzten. Im
Zusammenhange damit äußerte er: „Meine Freunde wollen
mich immer gesund wissen, es ist aber doch keine Schande,
mit 83 Jahren krank zu sein.“
Daß Bismarck in seinem jetzigen Zustande verhältnismäßig
selten dazu kam, sich mit den politischen Tagesfragen ein-
gehender zu befassen, versteht sich von selbst. Auch bei den
Besuchen, die neulich vom Kaiser und vom Prinzen Hein-
rich gemacht worden waren, war von Politik wenig die Rede.)
*) Obgleich die ferneren Aeußerungen über Friedrichsruh
höchst vorsichtig gefaßt sind, so mögen sie doch hier ihren Platz
finden. „Was die Stellung Bismarcks zur chinesischen Expedition
betrifft, so ist er jedenfalls für eine energische Durchführung
derselben, nachdem die Sache einmal in Angriff genommen. Aber
es würde wohl zu weit gehen, wenn man annehmen wollte,
er ließe sich irgend eine, wenn auch nur moralische Mitver-
antwortlichkeit für das Vorgehen Deutschlands in Kiaotschau auf
Grund der Besuche auferlegen, die ihm gemacht worden sind.
Er hat, als die Kiagotschau-Angelegenheit zuerst auftauchte, und die
Besprechung darüber in der Presse in Fluß geriet, die Ausein-
andersetzungen darüber entweder ganz überschlagen, oder sie doch
nur höchstens eines flüchtigen Blickes gewürdigt. Andererseits darf
aus dem Umstande, daß die „Hamburger Nachrichten“ im großen
Ganzen der deutschen Besitzergreifung an der chinesischen Küste
und der Mission des Prinzen Heinrich zugestimmt haben, und
ohne Schwankung dieser ihrer Haltung treu bleiben, unbedingt
darauf geschlossen werden, daß Bismarck, wenn er auch keine
persönliche Mitverantwortung für den Lauf der Dinge über-
nehmen kann und will, sich doch auch nicht ablehnend verhält;
sonst würden, nach früheren Vorgängen zu schließen, die „Ham-
burger Nachrichten“ längst einen Wink erhalten haben, ein