Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 345 — 
Friedrichsruh, 1897. 
Unterredung mit dem Landrat des Kreises Lauen- 
burg Grafsen Finckenstein, betreffend Bismarcks 
Verhältnis zu Harden.“ 
Bismarck: „Jch habe Harden als geschickten Publi- 
zisten öfters bei mir zum Frühstück gesehen, und bei meinen 
anderes Lied zu blasen, oder wenigstens die Tonart zu ändern. 
Wenn Biemarck es nicht als seine Aufgabe betrachtet, seinen Rat 
in politischen Angelegenheiten, falls er darum angegangen werden 
sollte, zu erteilen, so beruht das selbstverständlich nicht auf Eigen- 
sinn oder ähnlichen Motiven, sondern auf der Ueberzeugung des 
Fürsten, daß ein Staatsmann, der einen Ruf zu verlieren hat, Rat- 
schläge nicht mehr erteilen darf, wenn die Ausführung derselben 
nicht mehr in seiner Hand liegt. Der beste Ratschlag, wenn er 
falsch angewendet würde, könnte mehr Unheil anrichten, als ent- 
standen sein würde, wenn die Aktion, um die es sich handle, 
von ihm ungeraten geblieben wäre. Wenn Bismarck gegenwärtig 
der chinesischen Aktion gegenüber eine Art wohlwollende Neutra- 
lität beobachtet und nichts dagegen tut, daß die „Hamburger 
Nachrichten“ mehr oder weniger auf sein Konto hin die Sache 
begünstigen, so beruht dies u. a. darauf, daß das Vorgehen 
Deutschlands im Einverständnis mit Rußland erfolgt und sich 
als Ergebnis der Kooperation darstellt, die im Jahre 1895 
seitens Rußlands, Deutschlands und Frankreichs Japan gegen- 
über stattgefunden hat. Bismarck ist damals nicht unbedingt von 
der Ratsamkeit der deutschen Beteiligung an dieser Sache über- 
zeugt gewesen, er hat das Verhalten Deutschlands nur unter 
der Voraussetzung gut geheißen, daß es ein Mittel zur Wieder- 
annäherung an Rußland sein sollte. Er hat auch darüber keinen 
Zweifel gelassen, daß es, nachdem Deutschland einmal die russische 
Hand ergriffen und seine Stellung in der asiatischen Frage an 
der Seite Rußlands — also gegen England — genommen habe, 
ein schwerer und verhängnisvoller Fehler sein würde, diese ein- 
mal genommene Position wieder aufzugeben und nach der englischen 
Seite wieder abzuweichen.“ 
*) Die „Deutsche Tageszeitung“ bemerkte dazu, daß der 
Inhalt dieser Zuschrift vollkommen mit dem übereinstimme, was 
sie selbst aus dem Munde des Fürsten Herbert Bismarck mehr-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.