Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 358 — 
das Haus nicht mehr verlassen; selbst den Aufenthalt auf 
dem Balkon mußte er sich versagen, weil er ihn regelmäßig 
mit einer Steigerung der Schmerzen zu bezahlen hatte. Die 
Annahme von Besuchen war auf das Aeußerste eingeschränkt 
worden. Der Anppetit war andauernd zufriedenstellend, die 
Lebensweise im großen Ganzen die altgewohnte. Zu den 
Hauptmahlzeiten, die er im Kreise der Seinigen einnahm, 
ließ er sich im Rollstuhl fahren; Humor und seine Geistes- 
frische waren nach wie vor bewundernswert. Die wenigen, 
die das Glück hatten, jetzt noch mit ihm in Berührung zu 
kommen, wußten nicht genug davon zu erzählen, wie Bis- 
marck trotz seiner Krankheit, seiner Schlaflosigkeit und seines 
hohen Alters das Gespräch in alter Weise beherrschte und 
bald mit liebenswürdigem Scherz, bald mit Satire in allen 
Dingen den Nagel auf den Kopf traf. Der Schlaf pflegte 
sich in der Regel erst gegen Morgen hin einzustellen, wo er 
dann für einige Stunden wenigstens fest wurde. Auch zur 
Nachtzeit, wenn er irgend welcher Hilfe= oder Dienstleistung 
bedurfte, versagte sein guter Humor nicht. So bemerkte er 
gelegentlich, der Jahreszeit entsprechend, gegen Morgen, als 
er wach geworden war, er sei noch müde, er fühle noch einen 
kleinen „Johannistrieb“ zum Schlafen. Von „Wehmut“ oder 
„wehmütigem Eindruck“ — wie er von einer Seite ver- 
lautete, war nicht die Rede. Auch die Pfeife schmeckte an- 
dauernd, ebenso mundeten Wein und Bier. 
Wie gut aufgelegt und verhältnismäßig kräftig sich Bis- 
marck noch kurze Zeit vor seinem Ableben fühlte, beweist 
folgende Episode: Aus dem wohltätigen Schlummer kurz 
vor Anbruch des Morgens erwacht, gelüstete es ihn plötzlich, 
eine Pfeife zu rauchen. Dem Kammerdiener, der von diesem 
Wunsche freudig überrascht wurde, entfuhren als er von seinem 
Lager aufsprang, die kräftigen Worte: „Na, nu schlag Gott 
Penzler a. a. O., Bd. VII, S. 483; übergegangen auch in die 
„Hamburger Nachrichten“ Nr. 155 vom 6. Juli 1898. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.