Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Gegen Mittag begannen sich die soporösen (Schlaf-) 
Zustände, von denen er in der letzten Zeit mehrfach befallen 
zu werden pflegte, in verstärktem Maße einzustellen und gegen 
2 Uhr konstatierte Chrysander die erste verhängnisvolle Puls- 
stockung. Dazu geselite sich eine Darmlähmung, die heftige 
Schmerzen verursachte; Bismarck verlor häufig das Be- 
wußtsein. Dann stellte sich als Folge der Darmlähmung 
Lungenödem ein, und wenn es auch der ärztlichen Kunst 
Chrysanders gelang, durch Kampferinjektionen die Tätigkeit 
des Herzens noch um Stunden zu erhalten, so war doch 
das kostbare Leben unrettbar dahin. Um 5 Uhr äußerte 
Chrysander die Besorgnis, daß der schleunigst herantelegra- 
phierte Geheimrat Schweninger seinen großen Kranken viel- 
leicht nicht mehr lebend antreffen würde, wenn er abends 
halb 11 Uhr käme. In den letzten Stunden war das Be- 
wußtsein vollständig geschwunden, nichts deutete darauf hin, 
daß der Sterbende Schmerzen litt. In mächtigen, sonoren 
Atemzügen, die wie das Röcheln eines sterbenden Löwen 
klangen, bewegte sich die Brust auf und nieder. Seine Kinder, 
Baron und Baronin Merck, umstanden sein Bett,. Chry- 
sander leistete den ärztlichen Beistand, bis gegen halb 11 Uhr 
Schweninger kam, der durch eine Verkettung unglückseliger 
Zufälle den Schnellzug in Berlin nicht erreicht hatte, auch 
einen Extrazug nicht erhalten konnte.“) Er kam indessen noch 
*) Am 30. Juli Abends sandte Chrysander folgendes Re- 
zept in die Rheinbeksche Apotheke: 
I. Tinctura Moschi 50,0 
II. Moschus 0,3 
Sacchar 0,2 
fp. d. tal. dos. 10. 
Dieses Rezept war das letzte, das für Bismarck verschrieben 
wurde. Da der Besitzer der Apotheke, E. Jacobson-Jena, nicht 
Moschus vorrätig hatte, fuhr er selbst spät abends nach Berge- 
dorf, um den befreundeten Kollegen um Aushilfe zu bitten. Dann 
fuhr er mit dem nächsten Zug nach Friedrichsruh weiter. Gegen
	        
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