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Kaplanspresse allgemeine Billigung in der Partei finden.
Ueberlege ich alle pro und contra so bin ich aber doch gegen
eine aktive Politik. Man wird es wohl besser der Zeit über-
lassen, eine Spaltung herbeizuführen. Wollte die Regierung
den Versuch machen, eine solche Entwicklungsperiode zu be-
schleunigen, so müßte sie mit der Gefahr rechnen, daß das
gerade Gegenteil bewirkt wird. Außerdem ist es mir sehr fraglich,
ob eine itio in partes politisch wünschenswert ist. Wenn sie
stattfindet, so bedeutet das einen sehr erheblichen Zuwachs der
demokratischen Partei; dem der demokratisch gesinnte Be-
standteil des Zentrums bildet die Mehrheit. Bleiben beide
Teile in einer Partei vereinigt, so werden die Demokraten
von den Aristokraten doch immer bis zu einem gewissen Grade
im Zaume gehalten.“
1887.
Unterredung mit Rottenburg, betreffend Heine.“
Rottenburg: „Ein Düsseldorfer Stadtverordneter hat sich
beschwert, daß seine Stadt das ihr von der Kaiserin Elisabeth
v. Oesterreich zugedachte Heinedenkmal erhalten soll. Es wird
geltend gemacht, Heine habe geäußert, man müßte dem Ho-
benzollernaar die Nägel beschneiden, da es so viel zusammen-
gerafft hätte.“
Bismarck: „Hat denn Heine so Unrecht gehabt? Kön-
nen wir leugnen, daß der Rechtstitel Friedrichs des Großen
auf Schlesien nicht einwandfrei war? Heine hat Napoleon
verherrlicht. Ich kann es ihm nicht verargen, ich hätte, wäre
ich an seiner Stelle gewesen, kaum anders gehandelt. Hätte
*) Nach den Mitteilungen des Prof. Ernst Hertes und
Alfred Kerrs „Hamburger Korrespondent“ Nr. 604 vom 28. N)-
vember 1896. „Altonaer Tagblatt“ Nr. 103 vom 2. Mai 1898.
Völlig glaubwürdig scheinen die Bismarck in den Mund ge-
legten Worte nicht.