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Berlin, 24. März 1890.
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend Bis-
marcks unfreiwilligen Rücktritt.“
Bismarck (bei der Lektüre des ihm von Busch über-
reichten Leitartikels der „Post“ vom 23. März): „Die wollen
sich auch lieb Kind machen. Das kommt von Hofherren, die
vertuschen wollen. Sagen Sie doch etwas dagegen. Können
die Freisinnigen noch ärger auf mich schimpfen? Nicht der
schlechteste, sondern der beste Dienst, der mir geleistet werden
kann, ist die richtige Beantwortung der Frage, ob der Rück-
tritt ein freiwilliger war oder ein unfreiwilliger, und die
lautet: ein unfreiwilliger. Patriotische Pflicht aber ist nicht,
die äußerste Zurückhaltung zu beobachten, sondern die Wahr-
heit zu sagen.“)
tung“ Nr. 303 vom 3. Juli 1891. Die Unterredung mag statt-
gefunden haben, jedenfalls aber nicht in der für Bismarck gehässigen
Weise, die Blowitz erfunden hat. Münster erklärte die Erzählung
des letzteren in einem an den Grafen Herbert gerichteten
Briefe für erfunden. „Hamburger Nachrichten“ Nr. 197 vom
20. August 1891.
*) Moritz Busch, a. a. O., S. 282.
*#) Nach einem Aufsatze des Grafen von Hoensbroech in der
„Täglichen Rundschau“ übergegangen in die „Hamburger Nach-
richten“ (Nr. 198 vom 25. August 1898) äußerte Prof. Schwe-
ninger zu diesem nach Bismarcks Ableben: „Wie oft hat er mir
nicht gesagt, seine Entlassung im Jahre 1890 sei sein Todesurteil
gewesen. So war es auch. Der Lebensinhalt war ihm geraubt;
die überschüssige Kraft hatte kein geeignetes Feld der Betätigung
mehr. Und dann der Seelenschmerz! Die alten Römer, das
wiederholte er mir oft, gingen freiwillig aus dem Leben, wenn
sie vom öffentlichen Schauplatz ihres Wirkens abtreten mußten
(und dann zählte er die Namen aus dem Altertum auf); für mich
ist das aber nicht. — Was hat man nicht über seinen Genuß
geistiger Getränke gefabelt! Nun wohl, seine Natur bedurfte
dieser Anregung. Ich brauche einen Aufguß, sagte er, und dann
erzählte er häufig eine Geschichte aus früherer Zeit: Als ich
auf dem Kniephof noch Wollhandel trieb, hatte ich einen Ge-