Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

Berlin, Ende März 1890. 
Unterredung mit dem Reichskanzler Caprivi und 
dem Staatssekretär v. Marschall, betreffend deren 
Einführung in die Geschäfte.“ 
Als sich der Reichskanzler v. Caprivi beeilte, den früheren 
Inhaber des Palais in der Wilhelmstraße möglichst rasch 
herauszukomplimentieren, bot Bismarck in selbstlosestem Reichs- 
interesse dem in der Diplomatie und in seinem neuen Ressort 
völlig unerfahrenen Nachfolger Aufklärungen, einführende 
Aufschlüsse, Erläuterungen der politischen Konstellation usw. 
an. Man mäöchte es kaum glauben, aber es ist Tatsache: er 
lehnte ab. Er scheint privatim wohl das Gefühl von einiger 
„Dunkelheit“ gehabt zu haben, geschäftlich aber dankte er 
für das angebotene Licht. Der scheidende Kanzler machte noch 
einen zweiten Versuch. Er bot dem neuen Staatssekretär 
Freiherrn v. Marschall, als ihn dieser Herr besuchte, seinen 
Rat und geschäftliche Informationen über die volitische Lage 
an. Abermals wurde das Angebot abgelehnt. 
Bismarck: „Ja, ist Ihnen denn nicht etwas bang vor 
Ihrer neuen, Ihnen fremden Aufgabe?“ 
Marschall: „O nein, ich werde mich leicht hineinarbeiten, 
ich weiß es, das Auswärtige war ohnehin stets mein Stecken- 
pferd!“ 
Biemarck sagte darauf nichts mehr. 
schäftsfreund, Peter Geppert. Wenn ich zu dem kam, am Morgen, 
am Abend, in der Nacht, immer hatte er zwei Flaschen Sekt 
in Eiskühlern neben sich stehen. Bismarck, wollen Sie auch 'ne 
Flasche? Gut, Sie sollen eine haben, aber keine von den beiden, 
die sind für mich. Ich brauch ’'nen Aufguß, sonst bin ich nicht 
gefechtsbereit!“ 
*) Nach der von Prof. Schweninger verfaßten Broschüre: 
„Dem Andenken Bismarcks“.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.