— 64 —
Berlin, 26. März 1890.
Unterredung mit dem Großherzog von Baden,
betreffend den Besuch mit dem Kaiser.“
Großherzog: „Ich komme, um von Eurer Durchlaucht
Abschied zu nehmen, und um Ihnen zu sagen, daß ich mich
stets der Zeit, in welcher wir gemeinschaftlich für das Wohl
Deutschlands gearbeitet haben, mit Dankbarkeit erinnern
werde.“
Bismarck: „Ich danke Eurer kgl. Hoheit für den mir zu-
gedachten Besuch. Verhehlen kann ich nicht, daß Sie an
meiner Entlassung nicht ganz unbeteiligt sind. Sie waren pbei
dem Kaiser Fürsprecher der Arbeiterschutzgesetzgebung, die zu
meinem Bruche mit demselben geführt hat.“
Großherzog: „Ich muß dies bestreiten; es war eme
preußische Angelegenheit (wohl die Aufhebung der kgl. Kabi-
nettsordre vom Jahre 1852), die an diesem bedauernswerten
Ereignis die Schuld trägt; und in preußische Angelegenheiten
mische ich mich nicht ein.“
Hierauf fielen seitens Bismarcks Einwendungen, die den
Großherzog zum Aufstehen und zu der Bemerkung veran-
laßten: er könne sich das Gehörte nicht gefallen lassen, wolle
*) Nach den Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu
Hohenlohe. Bd. II, S. 467. Hohenlohe hatte die Erzählung von
dem Großherzog. Nach diesem wäre Bismarck grob geworden
und hätte dadurch das Aufstehen des Großherzogs veranlaßt.
Dies ist entschieden falsch. Einem deutschen Fürsten gegenüber ist
Biemarck niemals grob geworden. Die Fürsten sind eben durch
ihren aus Schmeichlern gebildeten Umgang meistens so verwöhnt,
daß sie schon in dem bloßen Widerspruch eine Unhöflichkeit er-
blicken, die sich dann in ihren Augen bis zur Grobheit steigert,
wenn die anderweitige Auffassung mit Gründen belegt wird,
die sie nicht zu widerlegen vermögen. Daß Bismarck in den
Tagen nach der Entlassung auf die Rolle, die der Großherzog in,
respektive vor der Krisis gespielt hatte, nicht gut zu sprechen
war, weiß ich aus dem Munde des ersteren.