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Friedrichsruh, 24. und 25. April 1890.
Unterredung mit dem Chefredakteur des „Matin“
Henri de Houk, betreffend den Unterschied zwi-
schen gallischen und germanischen Herrschern, Frank-
reichs Befestigung im fernen Osten, die inter-
nationale Arbeiter-Konferenz und Kaiser Wil-
helm II., Bismarcks Vorliebe für den eigenen
Besitz.“
Bismarck: „Ihre Cäsaren waren Römer, die nach
der Herrschaft über die Welt strebten. Wir sind nur Ger-
manen. Wir begnügen uns mit unseren Grenzen.“
Als Bismarck mit Houxr von den Kriegen sprach, in die
Jules Ferry Frankreich im fernen Osten verwickelt hatte, meinte
er, das ginge sogar über das hinaus, was er hätte wünschen
können.
Auf die Geschichte seiner Entlassung zu sprechen kommend,
bemerkte Bismarck, er habe sich dem Zusammentritt einer
internationalen Konferenz in der Arbeiterfrage nicht wider-
setzt. Er habe die Vertreter der verschiedenen Nationen für
stark genug gehalten, um sich den Illusionen eines vagen
die Konferenz gewünscht, aber so unverschämte Forderungen ge-
macht, daß diese Forderungen gar nicht ernst gemeint sein konnten.
In sachlicher Beziehung sei er in Meinungsverschiedenheiten mit
dem Kaiser nur in Betreff der Behandlung der Arbeiterfragen
geraten. Nach seiner Ansicht müsse das jetzige Vorgehen der Regie-
rung zur Züchtung von Sozialdemokraten führen. Die „Ham-
burger Nachrichten“ vom 24. April 1890 A. A. bezeichneten dies
Referat als unzuverlässig. Vergleiche auch meine Werke: „Die
Ansprachen des Fürsten Bismarck“ Bd. I S. 130 und F. B. :
„Neue Tischgespräche und Interviews“, Bd. I, S. 168.
*) Nach Bismarcks Ableben ergänzte Houx noch sein früheres
Referat über seine mit Bismarck geführten Gespräche, ef. mein
Werk F. B. „Neue Tischgespräche und Interviews“, Bd. I, S. 168,
276, 277, 278, 284, 290, 390, 391, 394, 396, 400, 406 und
zu der neuen Lesart das „Berliner Tageblatt“ Nr. 385 vom
1. August 1898.