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Tür nähern hörte. Im nächsten Augenblick stand Bismarck
auf der Schwelle, hochaufgerichtet, schwarz gekleidet, den
Schlapphut auf dem Kopfe, dieselbe Kleidung, in welcher
der Fürst Lenbach zu seinem besten Porträt saß, — einen
dicken Spazierstock in der Rechten und gefolgt von zwei
mächtigen dänischen Doggen. Bismarck hieß Villard herzlich
willkommen und als sich dieser entschuldigte, daß er in Hemds-
ärmeln sei, und dem Fürsten die nasse Hand wohl nicht reichen
könne, sagte er: „Beendigen Sie nur Ihre Toilette. Ich
werde mich setzen und wir können uns unterhalten, während
Sie sich fertig waschen und ankleiden.“
Einer der Hunde, unzweifelhaft ermutigt durch die
freundlich gesprochenen Worte seines Herrn, näherte sich Vil-
lard, richtete sich auf und legte seine Pfoten auf die Schultern
des Gastes und versuchte ihm das Gesicht zu lecken. „Da
haben Sie eine zweite herzliche Begrüßung,“ bemerkte Bis-
marck und rief den Hund zurück. „Es freut mich wirklich,
daß Sie gekommen sind, erstens, weil Sie ein Deutscher sind,
der es im Auslande zu einer hohen Stellung gebracht hat,
ein Erfolg, für welchen ich stets besondere Bewunderung habe,
da ich weiß, wie schwierig es ist, ihn zu erzielen, und zweitens,
weil ich Gesellschaft liebe, und weil Sie der einzige Besuch
sind, Schweninger ausgenommen, den ich seit einer Woche
empfange. Ja, es ist so, wie ich sage. Tatsächlich stehe ich
unter einem förmlichen Bonykott. Seitdem ich entlassen
worden bin, scheut sich jedermann, zu mir zu kommen, aus
Furcht, das Mißfallen dessen zu erregen, der mich entlassen
hat. Früher wurde es mir schwer, die Leute von mir fern
zu halten. Jedermann wollte mich sprechen, besonders die
Beamten, die meine Protektion brauchten, jetzt aber wagt
sich keiner von ihnen zu mir heraus, aus Furcht, sein Name
könnte in den Zeitungen erscheinen, und der Kaiser würde
lesen, daß dieser oder jener mich besucht hat. Ich weiß, daß
Leute täglich hier vorüberfahren, die noch vor wenigen Mo-
naten ebensowenig gewagt haben würden, Friedrichsruh zu