Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Offenfivbündniß mit Frankreich. 97 
ganz glorreich, als die Franzosen den wichtigsten, welcher sich auf die 
Erwerbung der böhmischen Kreise bezog, bereitwillig annahmen. Er 
schreibt dem König: das sei der beste und wohlgelegenste Theil dieses 
Landes; binnen wenig Monaten könne er sich im festen Besitz desselben 
befinden; würde er aber jetzt die Gelegenheit nicht ergreifen, so würde 
sie ihm niemals wieder kommen, er würde mit Frankreich nicht wieder 
anknüpfen können. 
Man mäöchte fast zweifeln, ob er die Lage der Dinge ganz ver- 
stand, den Werth vollständig ermaß, den die Franzosen eben damals 
auf die Erneuerung der preußischen Allianz legen mußten und legten, 
ob er nicht auch selbst die Genehmigung jener Erwerbung zu hoch an- 
schlug; aber darauf kommt es nicht an: im Allgemeinen führte er 
aaus, was Friedrich wollte, und vollkommen verstand er den militäri- 
schen Charakter der Abkunft, die er zu schließen hatte. 
Die Bestimmungen, die man traf, waren folgende. Der König 
von Frankreich sollte mit seinen besten Kräften in die Niederlande 
eindringen, ohne Rücksicht auf den Barrieretractat, um die Seemächte, 
welche dadurch die Grundlage ihrer Politik gefährdet sehen würden, 
zu beschäftigen, und zugleich durch eine in Westphalen vorrückende 
Armee Hannover bedrohen: — man setzte voraus, daß das große 
österreichische Heer einen Einfall im Elsaß machen würde: der König 
von Preußen versprach alsdann, jedoch unter einer sehr bestimmten 
Bedingung, mit 80000 Mann in Böhmen einzubrechen; wenn sich 
darauf der Prinz von Lothringen zurückziehe, sollte die französische 
Armee ihn versolgen. Ludwig XV, der selbst ins Feld gehen wollte, 
sagte )), daß er Alles, was in seiner Kraft stehe, dazu thun würde. 
Von dieser Combination und der Theilnahme der kaiserlichen Armee 
glaubte man einen großen Umschlag der Dinge in Deutschland er- 
warten zu dürfen. Man zweifelte nicht, daß man die entschiedene 
Oberhand haben und den Frieden nach der eigenen Convenienz werde 
schließen können. Der König von Frankreich sollte in Besitz der 
Barriereplätze Ypern, Courtrai, Furnes und anderer niederländischen 
Gebietsstrecken kommen; der Kaiser sollte König von Böhmen werden: 
der König von Preußen sollte einige böhmische Kreise und ganz Ober= 
schlesien erhalten. 
1) OQw'il agiroit avec ses armées toujours de facon à soulager le roi 
de Pruese autant aw’l le doit et qu’il le pourra, en suivant le prince 
de Lorraine aussitot qmil voudra quitter les rives du Rhin. 
v. Naufe'e Werte IIII. 7
	        
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