Wahl Kaiser Carl's VII. 7
nachdrücklichen Einspruch: denn was die Königin nicht ausüben dürfe,
das Recht der Chur, könne sie auch nicht übertragen; mit der Sicher-
heit der böhmischen verlor der Hof von Wien zugleich die sächsische
Stimme. Doch war auch damit die Sache nicht entschieden, da Sach-
sen, wenn es sich gleich dem Großherzog widersetzte, sich darum noch
keineswegs für den Kurfürsten von Baiern erklärte.
Hätte sich Maria Theresia im Mai 1741 mit Preußen verstän-
digt, so würde der Großherzog wahrscheinlich auch dann noch gewählt
worden sein. Der Kurfürst von Mainz sagte einem Jeden, der es-
hören wollte, der Ausgang des Wahlgeschäfts hänge von den Ereig-
nissen in Schlesien ab. Wie hätte auch nicht eine Uebereinkunft zwi-
schen Preußen und Oesterreich zu Gunsten des Großherzogs jeden an-
dern Kronbewerber ausschließen sollen?
Da es nun aber zu einer solchen Abkunft nicht kam, die Feind=
seligkeit vielmehr erst damals recht ausbrach, so wagte auch der Kur-
erzkanzler dem Großherzog keine Gunst zu beweisen. Es war ein
geborener Elz, ein würdiger Mann von guter Gesinnung, der die
Mängel des bisherigen Reichssystems nicht verkannte, aber weder die
Schärfe des Geistes noch die Entschlossenheit des Charakters besaß
— schon stand er hoch in Jahren —, um aus eigener Kraft eine
Verbesserung desselben zu unternehmen. Wohin die Mehrheit im
Kurfürstencollegium sich neigte, das war er als der Präsident dessel-
ben entschlossen anzunehmen; seine Pflicht schien ihm vor allem, eine
Spaltung zu vermeiden. Der talentvollste seiner Räthe, des Na-
mens Grosschlag !), der im December 1740 in Berlin war, hatte
dort eine Idee von der Macht und den Absichten Friedrichs II ge-
wonnen. Dem Andringen des französischen Hofes zu Gunsten von
Baiern gab der Kurfürst in Mainz noch nicht nach, auch als die
Franzosen den Rhein überschritten, aber er erklärte doch, wenn der
König von Preußen beitrete, so daß Carl Albert mit Sicherheit auf
vier Stimmen zählen könne, so wolle er ihm die seinc als die fünfte
geben.
Der geheime Artilel des Vertrags, durch welchen Friedrich sich
hiezu verbindlich machte, konnte in Mainz nicht mitgetheilt werden,
aber nach und nach liefen sehr deutliche Erklärungen von ihm bei
seinem Wahltagsgesandten ein. Am 1. August wies er diesen im
Allgemeinen an, sich an Belleisle und die mit Frankreich verbündeten
1) Podewils bezeichnet ihn als homme d'esprit et de talent. Sonst
solgen wir hier einem sächsischen Gesandtschaftsbericht.