Einfall der Oesterreicher in Oberschlesien. 133
Sie führten ihren Rückzug geschickt und glücklich aus; auf den
Beifall ihres Königs aber durften sie dabei nicht rechnen.
In der Meinung, daß der Feldzug beendigt sei, hatte Friedrich
so eben den Oberbefehl in Schlesien dem alten Fürsten von Anhalt-=
Dessau übergeben und sich selbst nach Berlin begeben. Der Einbruch
der Oesterreicher war ihm in demselben Grade widerwärtig, als die
Königin ihn wünschte; in dem ersten Eifer machte er sich selbst auf
um sie wieder zu verjagen; als er aber in Liegnitz den Fürsten ge-
sprochen, überzeugte er sich doch, daß seine Gegenwart nicht nöthig
sein werde; er beschloßb, dem Fürsten, der es bitter empfunden hatte,
daß er bei dem Unternehmen auf Böhmen nicht mit herbeigezogen
worden, und um so glücklicher war, daß ihm jetzt eine selbständige
Heerführung anvertraut blieb, die Sache zu überlassen.
Einige Schwierigkeit hatte es zwar mit ihm allezeit. Seine Art
zu befehlen regte das Selbstgefühl der ihm Zunächststehenden auf;
bald war er in mancherlei Streitigkeiten mit dem Präsidenten von
Schlesien, Grafen Münchow, sowie mit dem General Walrabe ver-
wickelt; seine Vorbereitungen, umfassend und bis in das Kleinste ge-
nau, kosteten ihm auch diesmal viel Zeit; erst am 9. Januar 1745
war er so weit, daß er die Neiße überschreiten und auf die Oester-
reicher loszehen konnte.
Einen merkwürdigen Anblick gewährten die beiden Dessauer, Fürst
Leopold, nun von Alter und Krankheiten gelähmt, aber immer ge-
fürchtet, von Freund und Feind für einen halben Hexenmeister ge-
halten, wie er in seinem offenen Karren vor den in strengster Zucht
gehaltenen Regimentern über das schneebedeckte Feld daherfuhr, und
der Erbprinz, der unter ihm befehligte, in Folge des letzten Feldzuges
erschöpft und aufgeregt, sodaß ihn wohl auf seinem Pferde Fieber-
schauer ergriffen; — allein vor ihnen wich, so wie sie sich zu Neu-
stadt zeigten, der bisher siegreiche Traun zurück; eine Abtheilung des
Heeres nahm Patschkau, das sich gegen einen schwächeren Anfall wirk-
lich einmal gehalten hatte; die Hauptmacht drängte den Feind wieder
aus Troppau und Jägerndorf hinaus 1). Im Februar ward auch
Glatz wieder eingenommen, jedoch nicht ohne ein ernstliches Zusammen-
treffen der von beiden Seiten schlachtbegierigen Reiterei bei Habel-
schwerdt. Man sah die Oesterreicher von vortheilhaften Höhen herab-
1) Bericht von der Unternehmung in Oberschlesien, bei Seiffart I,
Beil. 145.