134 Elftes Buch. Zweites Capitel.
steigen, die Preußen kühnlich auf dieselben losgehen; die letzteren be-
hielten den Platz 1). .
In Berlin erweckte es nicht geringe Genugthuung, daß der Feind
dergestalt wenigstens aus den preußischen Gebieten allenthalben zurück-
gedrängt war; in allen Kirchen ward dafür ein Tedeum gehalten; —
allein Niemand konnte bezweifeln, daß für das nächste Jahr ein harter
und heftiger Kampf bevorstehe.
Beim Vorrücken der österreichischen Truppen war ein Patent der
Königin verbreitet worden, worin sie es dem König zum Verbrechen
machte, daß er die Hauptverfassung des Landes umgestoßen und es
namentlich durch die Einführung der Cantonverfassung (die sie jedoch
später nachgeahmt hat) in eine ewige Sklaverei versetzt habe. Durch
den Krieg, den er abermals angefangen, habe er sie berechtigt, das
ihr Entrissene von ihm zurückzufordern; es scheine, als wolle der Herr
der Heerschaaren das Blatt wenden und ihre Erbherzogthümer Ober-
und Niederschlesien und der Grafschaft Glatz getreue Unterthanen
unter die Beherrschung zurückführen, unter die sie nach göttlichem und
menschlichem Rechte gehören.
Der König hielt doch für rathsam, darauf zu antworten. Er
erinnerte die Einwohner an den schlechten Haushalt der früheren Re-
gierung, wie sie das Land an Jeden, der ihr Geld vorschießen wollen,
verpfändet, die Schwächeren nicht gegen die Mächtigeren geschützt, die
Evangelischen gedrückt und bedrängt habe; dagegen habe er beiderlei
Religionsverwandten gleichen Schutz gewährt, die Ehrenstellen und
Aemter ohne Rücksicht auf das Bekenntniß vertheilt und sich bemüht,
den unzähligen Mißbräuchen abzuhelfen, eine gute Ordnung einzu-
führen, einem Jeden Gehör und Recht angedeihen zu lassen. Er er-
warte, daß die Unterthanen den ihm geleisteten Eid halten und dem
Feinde, wenn er in dem Lande vordringe, tapfern und mannhaften
Widerstand leisten würden. Er behauptete sein ursprüngliches und
1) Kurze Schilderung des Pr. Ferdinand, nach dem Bericht des Adju-
tanten des General Lehwald: L#affaire a duré 2 heures entieres et T’attaque
de la cavallerie autrichienne a 6té des plus vives. Ils avoient I’avan-
tage de la hauteur mais ils som descendus, Dour nous combattre tan-
disque les autres alloient aussi à grands pas à enx ayant passé aupara-
vant un petit ravin et cela avec tant de vigueur les nötres les bressant
si vivement qwils furent obligés à nous céder le champ de bateille.
Theur corps se rallin une seconde fois, à un bois, mais le gi Lehwaldt
marchant de nouveau droit à eux les obligen à löcher pied et à lui
céder tout le terrain.