Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

134 Elftes Buch. Zweites Capitel. 
steigen, die Preußen kühnlich auf dieselben losgehen; die letzteren be- 
hielten den Platz 1). . 
In Berlin erweckte es nicht geringe Genugthuung, daß der Feind 
dergestalt wenigstens aus den preußischen Gebieten allenthalben zurück- 
gedrängt war; in allen Kirchen ward dafür ein Tedeum gehalten; — 
allein Niemand konnte bezweifeln, daß für das nächste Jahr ein harter 
und heftiger Kampf bevorstehe. 
Beim Vorrücken der österreichischen Truppen war ein Patent der 
Königin verbreitet worden, worin sie es dem König zum Verbrechen 
machte, daß er die Hauptverfassung des Landes umgestoßen und es 
namentlich durch die Einführung der Cantonverfassung (die sie jedoch 
später nachgeahmt hat) in eine ewige Sklaverei versetzt habe. Durch 
den Krieg, den er abermals angefangen, habe er sie berechtigt, das 
ihr Entrissene von ihm zurückzufordern; es scheine, als wolle der Herr 
der Heerschaaren das Blatt wenden und ihre Erbherzogthümer Ober- 
und Niederschlesien und der Grafschaft Glatz getreue Unterthanen 
unter die Beherrschung zurückführen, unter die sie nach göttlichem und 
menschlichem Rechte gehören. 
Der König hielt doch für rathsam, darauf zu antworten. Er 
erinnerte die Einwohner an den schlechten Haushalt der früheren Re- 
gierung, wie sie das Land an Jeden, der ihr Geld vorschießen wollen, 
verpfändet, die Schwächeren nicht gegen die Mächtigeren geschützt, die 
Evangelischen gedrückt und bedrängt habe; dagegen habe er beiderlei 
Religionsverwandten gleichen Schutz gewährt, die Ehrenstellen und 
Aemter ohne Rücksicht auf das Bekenntniß vertheilt und sich bemüht, 
den unzähligen Mißbräuchen abzuhelfen, eine gute Ordnung einzu- 
führen, einem Jeden Gehör und Recht angedeihen zu lassen. Er er- 
warte, daß die Unterthanen den ihm geleisteten Eid halten und dem 
Feinde, wenn er in dem Lande vordringe, tapfern und mannhaften 
Widerstand leisten würden. Er behauptete sein ursprüngliches und 
1) Kurze Schilderung des Pr. Ferdinand, nach dem Bericht des Adju- 
tanten des General Lehwald: L#affaire a duré 2 heures entieres et T’attaque 
de la cavallerie autrichienne a 6té des plus vives. Ils avoient I’avan- 
tage de la hauteur mais ils som descendus, Dour nous combattre tan- 
disque les autres alloient aussi à grands pas à enx ayant passé aupara- 
vant un petit ravin et cela avec tant de vigueur les nötres les bressant 
si vivement qwils furent obligés à nous céder le champ de bateille. 
Theur corps se rallin une seconde fois, à un bois, mais le gi Lehwaldt 
marchant de nouveau droit à eux les obligen à löcher pied et à lui 
céder tout le terrain.
	        
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