Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Schlacht bei Hohenfriedberg. 163 
Fußvolk und Reiterei setzte er sich gegen das Dorf Thomaswaldau 
in Bewegung, das diese indeß besetzt hatten. Der Anlauf seiner 
Reiterei war nicht sehr glücklich: sie wurde von den Geschützen des 
Dorfes begrüßt und gerieth an einer andern Stelle in ein morastiges 
Bruchland; wo es zu einem Zusammentreffen zwischen den beider- 
seitigen Cürassieren kam, gewann Nassau an der Spitze der preußi- 
schen ein entschiedenes Uebergewicht. Das österreichische Fußvolk da- 
gegen, von Leopold Daun angeführt, bei welchem auch eine Anzahl 
nicht zurückgegangener preußischer Deserteure diente, war in der That 
eine Zeit lang im Vortheil. Die Grenadiere waren in den Gräben 
postirt; die vorrückenden Preußen, die nur eben erst ihre Linie so 
weit ausgedehnt hatten, wurden mit einem wohlunterhaltenen Klein- 
gewehrfeuer und einem Hagel von Kartätschen empfangen. Die Re- 
gimenter Braunschweig-Bevern, Hacke, Schlichting und ein Bataillon 
Einsiedel litten ungeheure Verluste. „Wir haben“, sagt ein Offizier 
des ersten, „500 Blessirte, 200 Todte vom Regiment bekommen, der 
Oberst, ein Major, fünf Capitäns, elf Subalternen sind verwundet; 
es ist eine Gnade Gottes, daß unsere Bursche Stand gehalten und 
ungeachtet des unbeschreiblichen Feuerns nicht haben können zum 
Weichen gebracht werden.“ Doch hätte dies geschehen müssen, oder 
sie wären vernichtet worden, wäre ihnen nicht endlich Hülfe gekommen. 
Es war das Dragonerregiment Baireuth, vom General Geßler ge- 
führt, das sich hier einen unvergänglichen Namen machte. Die Dra- 
goner nahmen ihren Anlauf mitten durch die Lücken des Fußvolkes; 
der Zustand ihrer Kameraden, die so oft neben ihnen gefochten, setzte 
sie in verdoppelte Wuth; sie fielen auf die österreichische Infanterie, 
die nun schon, durch den Widerstand, den sie gefunden, ermüdet und 
durch die Niederlage der Sachsen erschreckt war, und warfen sie so- 
fort über den Haufen 1). Einige österreichische Reitergeschwader wollten 
1) Bericht vom Regiment Bevern: „Dieses waren also unsere endlichen 
Erlöser, und weil die Dragoner sahen, daß ihre sonst so getreue Nachbarn so 
grausam zerschossen und zugerichtet, encouragirten fic sich unter einander zur 
Rache; sie jugen mit vollem Galopp zwischen uns durch, hielten das öster- 
reichische Feuer sowohl aus grobem als kleinem Geschütz geduldig aus, und 
attaquirten die ohnedem zur Retirade schon auf dem Sprunge gestandenen 
Oesterreicher mit der größten Furie; sie schmissen den Ueberrest sowohl vom 
Lcopold Daunschen als auch Grünschen Regiment völlig über den Hausen, und 
brachten den ganzen österreichischen rechien Flügel hiedurch zur Flucht, wobei 
sle zugleich fast olle Fahnen, welche dazu noch funkelnagelnen, und welche derer 
Gesangenen Aussage nach mit der Preußen Blut und Untergang eingeweiht wer- 
den sollten, nebst 2 Haubilen und 7 Kanonen erbeutet.“ (Archiv zu Wolfenbüttel.) 
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