Sechstes Gapitel.
Die Armeen in Böhmen. Kaiserwahl. Schlacht bei Soor.
Aus dem Munde Friedrichs wissen wir, daß er, als er in Böh-
men eindrang, an keine Eroberungen dachte; er glaubte durch seinen
Sieg, wie er sagt, das Herz Pharaonis erweicht zu haben und auf
Frieden rechnen zu dürfen.
Ohne Zweifel trug die starke Stellung des Prinzen von Loth-=
ringen bei Königingrätz, wo der Adler, in den sich die Gewässer des
Glatzer Gebirges sammeln, eine gute Deckung darbietet, dazu bei, ihn
am weitern Vordringen zu hindern; aber, wie der Herzog von Weißen-
fels einst im österreichischen Kriegsrath entwickelte, gegen einen ernst-
lichen Angriff war diese Stellung so sicher doch nicht, wie es schien:
Friedrich selbst behauptet, Königingrätz würde er haben einnehmen
können; wenn er es nicht angriff, so war das zugleich sein wohl-
bedachter Entschluß. Wozu, sagt er, hätte es ihm nützen können: es
würde ihn mehr in Schwierigkeiten verwickelt als Vortheil gebracht
haben, den Platz gegen das vereinte Böhmen behaupten zu müssen.
Es wäre eine unnütze Mühe, die Vorfälle des kleinen Krieges
erwähnen zu wollen, der sich zwischen den Truppen der beiden Theile
entspann.
Die Ungarn machten meistentheils den Angriff, oft aber auch
die preußischen Husaren; bald waren die einen, bald die andern im
Vortheil und ritten mit den Pferden ihrer Gegner oder einigen Ge-
fangenen davon. Die Preußen trachteten ihren leichten Feind nur
immer aus den Gebüschen und Wäldern ins freie Feld zu locken:
man versuchte sich in mancherlei derben Kriegslisten, und die beider-
seitigen Lager erfüllten sich mit Erzählungen tapferer Thaten, wo ein
Jeder das Beste gethan zu haben meinte. Wir schlagen uns, sagt