180 Elftes Buch. Sechstes Capitel.
jagte, dann auch diese selbst. Von Neustadt aus beschäftigte man
sich eine Zeit lang, die gefährlichsten Pässe gegen einen Einbruch zu
sichern, die Insurgenten überhaupt aus den wichtigsten Ortschaften
zu entfernen, bis man sich gegen Cosel wandte, welches doch erst am
5. October wiedererobert ward.
Der Krieg also ging fort; durch die Niederlage von Hohenfried-
berg war die Königin von Ungarn noch nicht auf friedliche Gedanken
gebracht. Bald nach derselben stellte sie in einem Circularschreiben an
die mit ihr verbündeten Mächte vor, daß man nicht meinen dürfe,
als sei das Unternehmen auf Schlesien dadurch unmöglich geworden;
in kurzem werde sie ihr Heer wieder vollzählig gemacht und in Stand
gesetzt haben, den Feind aufs Neue zu bestehen. Da sie aufgegeben
habe, eine Schadloshaltung durch Baiern zu suchen, so sei die Wieder-
eroberung von Schlesien eine politische Nothwendigkeit. Zum Be-
stehen von Oesterreich, zur Erhaltung der Ruhe von Deutschland
und Europa, zum Heile der Seemächte selbst sei dies unerläßlich.
Preußen habe sich in die engste Verbindung mit Frankreich ein-
gelassen; müsse man zwischen beiden wählen, so ziehe sie den Frieden
mit Frankreich vor.
In England war man, wie wir wissen, anderer Gesinnung.
Nach dem Umschwung der Dinge in Flandern, in der zweiten Hälfte
des Juli, schon unter dem Einfluß der Besorgnisse vor dem Präten-
denten, beauftragte das englische Ministerium den Gesandten Robin-
son mit den dringendsten Vorstellungen. Auf die frühern Rathschläge
habe man englischerseits nicht bestanden, weil Sachsen und Oesterreich
die Wiedereinnahme von Schlesien für unfehlbar gehalten hätten; nun
aber, nachdem diese Hoffnung gescheitert sei, müsse man sich mit der
Erneuerung des Breslauer Friedens begnügen 1). Der Zustand der
Dinge sei melancholisch und hoffnungslos: die Abwesenheit der natio-
nalen Militärmacht könne England ohnehin nicht länger ertragen.
1) Vou know well, that the maritime powers did some months since,
whilst their affaires with regard to France were Fet in a hopeful state,
gire their opinion for the detaching of the king of Prussia and that they
pressed the Queen most earnestly upon it, but Her Majestys great
aversion to an accommodation with that prince upon the foot of giving
up Silesia and the vast preparations madc by Vour court and Saxony
for recovering that province together with the sanguine and utmost in-
disputable hopes, which thex held forth to us of a prosperous campaign.
ou that side, prevailed upon the ministery of the republik as well as
upon the king himself to drop the matter for the time.