Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

198 Elftes Buch. Siebentes Capitel. 
andern mit dem gemeinschaftlichen Feinde versöhnen werde. Die Königin 
macht sich anheischig, von ihrem am Rhein stehenden Heere 10000 
bis 12000 Mann abzusondern und zu der verbündeten Armee stoßen 
zu lassen, die Kriegsunternehmungen während des Winters fortzusetzen 
und sie dahin zu richten, wo sie dem Feinde am empfindlichsten wer- 
den können 1). Der König von Polen verspricht, nicht allein die durch 
die Tractate bestimmte Anzahl von Truppen, sondern seine ganze 
Macht gegen Preußen ins Feld zu führen, die kräftigsten Operationen 
auch seinerseits dahin zu richten, wo der Feind davon am meisten 
betroffen werde 2). 
Diese Uebereinkunft auszuführen, ohne Rücksicht auf Friedens- 
anträge jeder Art, dahin waren alle Gedanken und die eifrigsten 
Vorbereitungen gerichtet. 
Der König von Preußen hielt den Feldzug für beendigt, und 
befand sich wieder in Berlin; man überredete sich, die Armee, die er 
in Schlesien zurückließ, habe so viel gelitten, daß sie vor dem nächsten 
Frühjahre schwerlich im Stande sein würde, im Felde zu erscheinen. 
Auch die Regimenter, welche bisher unter dem Fürsten von Anhalt 
bei Halle gestanden hatten, gingen auseinander, und man hörte in 
Dresden mit Vergnügen, daß einige sich in ihre entfernteren Quar- 
tiere bis nach Pommern zurückgezogen hätten. Dagegen war die säch- 
sische Armee so nahe beisammen, daß sie in zweimal vierundzwanzig 
Stunden vereinigt werden konnte. Vom Rheine her war ein Truppen- 
corps, nach der Beseitigung der französischen Gefahr, noch während 
des Aufenthaltes Maria Theresias in Frankfurt, nach den sächsisch- 
böhmischen Grenzen in Bewegung gesetzt worden und schon im Bai- 
reuthischen angekommen. Prinz Carl von Lothringen fühlte sich 
auch nach der Niederlage von Soor keineswegs außer Stande zu 
agiren. 
1) La reine promet tertio de faire poursuik#re par son armée en 
Bohème I’ennemi commun et de tächer de porter le théhtre de la guerre 
dans I’endroit, qui lui devra dire le plus sensible, meme de faire con- 
tinuer ses opérations Dendant tout P’hiver; 4. elle s'engage de deétacher 
au Plustöt possible de son armée du Rhin un corps de 10 2 h. à 12½ h. 
effectifs vers lu frontière de la Saxe pour renforcer I’arméc alliée. 
2) Le roi de Pologne employera dorénavant non seulement le nombre 
de tronpes stipulé par les traités mais toutes ses forces contre ce prince; 
s'engage de vouloir diriger encore de son côté les opérations les plus 
vigoureuses contre lendroit dui lui sera le plus sensible suivant le con- 
cert à faire entre les genéraux.
	        
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