Schlacht bei Keffelsdorf. 209
gegen Kesselsdorf in Bewegung; seine Husaren trieben die leichte Rei-
terei des Feindes vor sich her; gegen Mittag stand er ihm gegenüber
und stellte seine Mannschaft zu ihrem schweren Tagewerk in Ordnung.
Bei der Aufstellung der beiden Linien trug er Sorge, daß wenn durch
die Schwierigleit des Terrains eine Lücke in der vorrückenden ersten
entstand, diese leicht durch die zweite ausgefüllt werden konnte 7.
Es kam hier vor allem darauf an, das Dorf mit seinen Batterien
zu erobern, in welchem die Stärke der ganzen sächsischen Linken be-
stand, und unverzüglich schickte sich der Fürst selbst dazu an.
Er nahm zwei Bataillone Grenadiere aus dem zweiten und eins
aus dem ersten Treffen, die den Angriff eröffnen sollten; hinter diesen
stellte er drei Bataillone Altanhalt auf; hinter diesen die Dragoner
Bonins, denen sich Stilles Cürassiere anschlossen:). So bewegte er
sich gegen den Feind. «
Die Grenadiere rückten an, mit entblößter Brust, scharf geschul-
tertem Gewehr, ohne einen Schuß zu thun; aber das Feuer aus Ka-
nonen, Haubitzen, kleinem Gewehr, das sie empfing, war so mörde-
risch, daß sie sich genöthigt sahen, nach Rechts hin rückwärts aus-
zuweichen. Dem Regiment Altanhalt ging es nicht besser. Beide
zusammen, die Grenadiere und das Regiment, rückten nochmals an,
aber sie wurden aufs Neue geworfen, und nicht ganz unerschütterlich
hielt ihre Ordnung diesmal zusammen. Schon glaubten die öster-
reichischen und sächsischen Grenadiere, die 9 Bataillone stark in Kessels-
dorf standen, den Sieg in den Händen zu haben; auf den Zuruf
eines sächsischen Generals drangen sie aus dem Dorfe vor, wo sie
bisher hinter guter Deckung gestanden; es scheint, als seien einige
preußische Geschütze in ihre Hand gerathen. Mitten in dem Feuer
und Getümmel der Vordringenden und Zurückweichenden erblickte man
den alten Fürsten: man sagt, daß er den Tod gesucht habe, er scheute
ihn wenigstens nicht, und würde ihn gesucht haben, wenn er geschlagen
worden wäre. In dem aber nahm er wahr, daß die feindlichen Grena-
diere in ihrer Verfolgung sich auflösten, die sächsischen noch mehr als
1) Journal: „da nun dieses alles so nachgelebet und die sämmtliche Armce
in Schlachtordnung aufmarschiret, so ließ der Fürst mit die 3 Grenadierbataillons
und die 3 von Anhalt in Gottes Namen den Anfang machen“. Das dem
Fürsten zugeschriebene Gebet, Gott möge, wenn er ihm nicht beistehen wolle,
doch auch dem Feind nicht helfen, gehört dem General Sporck in der Schlacht
von St.-Gotthard 1664 an.
2) Canitz: Thaten der Reiterei, bemerkt, daß sie hier wie die spätere
Brigadecavallerie agirte I, 47.
v. Rauke's Werie XIIII. 14