Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Schlacht bei Kesselsdorf. 211 
Flügel der preußischen Reiterei wirklich zurückgehalten, so würde die 
sächsische Armee wahrscheinlich vernichtet worden sein. 
Ungefähr um 2 Uhr hatte die Schlacht begonnen; um 3 Uhr 
war das Feuer am heftigsten; um 5 Uhr war Alles entschieden und 
der alte Dessauer Meister des Schlachtfeldes. 
Die Sachsen, die sich auf die Unüberwindlichkeit ihrer Position 
und ihre Feuerschlünde verlassen, auch an einigen Stellen tapfer ge- 
schlagen hatten, glaubten nicht anders, als daß der alte Fürst, den 
sie in seinem durchlöcherten Mantel das Schlachtfeld durchreiten sahen, 
die Künste der Hölle gegen sie aufgeboten habe; noch einige Tage 
nach der Schlacht sei es wie Kanonendonner aus dem Innern der 
Erde erschollen, ein Zeichen der Nähe dämonischer Gewalten. 
Am 156. erwartete man in den beiden preußischen Lagern, denn 
auch der König war jetzt nach Meißen gekommen, eine vordringende 
Bewegung des Feindes, wie denn Prinz Carl eine solche vorgeschlagen, 
Rutowsky aber abgelehnt haben soll; noch an demselben Tage aber 
nahmen die Sachsen ihren Rückzug nach Pirna, dann sah man die 
Feuer auch im österreichischen Lager verlöschen. Hiedurch war das 
Geschick des Feldzuges entschieden. 
Am 17. besuchte der König sein siegreiches Heer auf der Wahl- 
statt. In der Gegend, wo die Schlachtordnung zuerst formirt worden, 
kam ihm der Fürst mit seinem Generalstabe entgegen. Der König 
stieg vom Pferde, ging auf den alten Helden mit entblößtem Haupte 
zu, umarmte ihn, sagte ihm das Schmeichelhafteste, was er zu finden 
wußte, und erwies ihm die Ehre, sich von ihm selbst auf dem Schau- 
platz seiner Thaten herumführen zu lassen. An der Haltung und dem 
Angesicht des Fürsten will man bemerkt haben, wie unendlich glücklich 
er sich fühlte: er hatte die letzte Handlung eines langen Soldaten- 
lebens vollbracht, glorreich und von dem größten Erfolg, und seinen 
alten Ruf für immer bestätigt. Aus den Schriften des Königs sieht 
man, daß er, wenn er die Tapferkeit und das Talent des Fürsten 
anerkannte, sich im Uebrigen doch einer gewissen Schonung und Rück- 
sicht bewußt blieb?). 
Was ihm bei dem Besuch des Schlachtfeldes besonders auffiel, 
war die Anwesenheit vieler Einwohner von Dresden, welche die heiterste 
1) In der alten Redaction der Memoiren ist das Lob des Fürsten un- 
bedingter als in der spätern Abfassung. II donna des marques d'une ex- 
Pé#rience consommée et d'une valeur à toute épreure. LaSdisposition 
qu’il fit à sa droite pour ’attaque du village doit servir de modelc à 
tous ceux qui auront des villages si bien garnis à attaquer. 
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