Wenn wir dem Kampfe der Waffen und der Politik mit mög-
lichster Aufmerksamkeit bis in das Einzelne gefolgt sind, so liegt doch
das Ereigniß nicht allein in den momentanen Erfolgen, noch auch
allein in dem Gegensatz der beiden deutschen Mächte als solcher,
sondern noch andere Momente nehmen wir wahr, welche dabei ent-
scheidend mitwirkten. Alles beruht auf den großen Bewegungen der
europäischen Mächte, die weit in die vergangenen Beiten zurückgreifen.
Was war es, was der Monarchie von Oesterreich in dem Moment,
als alle ihre Gegner sich erhoben und ihre Auflösung unvermeidlich
erschien, am meisten zu Statten kam? Es war der alte Gegensatz
des Hauses Oesterreich gegen das Haus Bourbon. Die österreichische
Macht war nothwendig, um dem Uebergewicht der Bourbonen, das
durch den Cardinal Fleury auf dem Continent gewaltig erneuert wurde,
Widerstand zu leisten. Aus diesem Grunde hielt die englische Nation
das österreichische Hausgesetz aufrecht. Die Unterstützung des Parla-
ments gab der Königin zuerst einen gewissen Rückhalt, welcher den
Anfang ihres wiederkehrenden Glückes bezeichnet.
Aber nicht auf politischer Combination allein beruhen die großen
Staaten. Oesterreich entwickelte eine die an sich so verschiedenen Pro-
vinzen zusammenhaltende innere Lebenskraft. Die Bedingung alles
Fortbestehens beruhte auf der Auseinandersetzung mit Ungarn, welche
Maria Theresia in dem Moment ihrer größten Gefahr durchführte,
sodaß ihr der Beistand der kriegerischen Magyaren in der Form ihrer
altgewohnten Kämpfe mit den Osmanen zu Theil wurde. Aber auch
in Oesterreich gab sich — wir bemerkten es — eine spontane Hin-
gebung für die Königin kund. Adel und Bürger billigten die Fort-
setzung des Krieges gegen den Fürsten, der nicht ohne einigen Grund
Anspruch darauf machte, ihr Erbherr zu sein; sie stellten sich der
Tochter Carls VI freudig zur Seite. Es konnten Heere ins Feld
gestellt werden, welche den österreichischen Namen wieder gefürchtet