254 Zwölftes Buch. Biertes Capitel.
sei, und giebt neue Anordnungen für die Controlle. Kurz vorher
war ein Fall von grober Veruntreuung vorgekommen; Friedrich be-
fiehlt, daß alle Cassen im Lande nachgesehen werden, ob sich nicht
ähnliche finden. „Jetzt müsse man den alten Sauerteig ausfegen: ob
Jemand die Stände oder die Bauern betrüge, sei gleich; das Interesse
des Landes sei das des Königs: mit aller Schärfe müsse man auf
jährlichen Abschluß und richtige Rechnung halten.“ Um dem Institute
seine Unabhängigkeit von allen Nebenrücksichten zu sichern, erneuerte
er die Anordnung, „aus bewegenden Ursachen“, daß in den Kammern
und Commissariaten keine Eingeborenen der Provinzen sitzen. Er ur-
theilte, daß ein Jeder nach seinem Talent und seiner Einsicht gebraucht
werden müsse, der Oekonom beim Verpachten, der ordentliche und zu-
verlässige Mann bei der Cassenverwaltung, der betriebsame bei der
Industrie 1). Höchlich zuwider war ihm das Unwesen der Rekruten-
casse, was zu einer Art von Stellenkauf geführt hatte: er wollte nur.
fleißige und geschickte Leute vorgeschlagen sehen, und forderte die Col-
legien auf, junge Männer zum Dienst heranzuziehen, wozu dann ähn-
liche Einrichtungen getroffen wurden wie bei der Justiz. Er fordert
von der Administration den strengsten Gehorsam von oben nach unten,
doch will er zugleich ehrenhafte und gebildete Beamte.
Die Aufgabe war, dem administrativen Institut seine ganze Wirk-
samkeit zu sichern, seine Schroffheiten und den Druck, den es ausübte,
zu vermeiden. In jener Instruction tritt die Sorge für die verschie-
denen Stände auf das Lebendigste hervor.
Bei neuen Verpachtungen z. B. soll allemal darauf gesehen wer-
den, ob der Amtmann bisher gut mit den Bauern umgegangen sei:
unter keinen Umständen soll man die Prästationen der Unterthanen
erhöhen. „Ich weiß, daß eins von den zu harten Diugen im Lande
die Dienste sind, welche Bauern thun müssen, wobei nichts als ihr
Verderben herauskommt: unerträglich ist, daß sie fünf oder gar sechs
Tage in der Woche dienen sollen. So viel Geschrei es geben wird,
so soll man doch darauf sehen, und zwar sowohl bei den königlichen
Aemtern als bei den Edelleuten, daß den Bauern ein paar Tage in
1) Das Testament politique enthält noch folgende Maxime: Quand au
grand directoire, il vaut mieux qu'il y7 ait des gens d’esprit avec une
probite équivoque, due des bétes honnctes gens. — — 4 croire quc le
monde est peuplé des sceélerats ciest penser en misanthrope; s'imaginer
due tous les animaux à deux pieds sans plume sont des honnetes gens,
'est s'abuser en imbecille, 1l faut qu'un souverain se connaisse en homme-
pour choisir au moins des gens de probité à la tete des finances.