Kirche. 271
Er sah nicht allein nach, sondern er wünschte, Katholiken in
seinen Diensten zu haben; er verkündigt so laut wie möglich, daß
alle seine Vasallen bei ihm fortkommen sollen; wir finden, daß er
für den Prinzen von Preußen einen Hofmarschall katholischen Glau-
bens förmlich suchte. Mit Vergnügen nahm er Männer, wie Keith,
alte Jacobiten, in seinen Dienst auf, obgleich er auf den Wunsch des
Prätendenten, sich in Preußen niederzulassen, nicht einging. Es
machte ihm Vergnügen, eine katholische Kirche, einer brandenburgi-
schen Heiligen gewidmet, in Berlin entstehen zu sehen; sein damals
vertrautester Freund, Rothenburg, führte bei den hiezu nöthigen Ein-
richtungen die Aufsicht; in jeder Schwierigkeit wandte man sich an
den König selbst.
« Bei alle dem konnte es nicht fehlen, daß ihm nicht eben in der
eroberten Provinz viel religiöser Widerwille von Seiten der Katho-
liken begegnete.
Da waren vor Allem jene Mitglieder der Magistrate, welche
bisher durch den Hof von Wien befördert, die Autorität desselben
wiederherzustellen entschlossen schienen. Eine Cabinetsordre verfügte
gleich im Anfang, daß die Stellen der regierenden Bürgermeister nur
mit Evangelischen zu besetzen seien; auf ewige Zeiten aber sollte hie-
durch die Wahl nicht beschränkt oder aufgehoben sein; Friedrich meinte,
daß sie der zweiten Generation ohne Gefahr zurückgegeben werden
könne 7).
Dann folgten die Mönche, welche ihre Klöster oft zum Centrum
österreichischer Vereinigungen machten; im Kriege von 1745 erfuhr
der König von Plänen, die in der Abtei Grüßau zu Gunsten des
Wiener Hofes geschmiedet worden seien. Er trug kein Bedenken, die
Theilnehmer sämmtlich nach verschiedenen Provinzen zu entfernen, ehe
noch ihr Vorhaben zum Ausbruch kam, in der Ueberzeugung, daß
ihnen damit ein Gefallen geschehe; er wollte sie nur verhindern, eine
Schuld auf sich zu laden, die er auf das Härteste hätte ahnden müss en
ruhig kamen sie nach dem Frieden in ihre Wohnsitze zurück; er meinte,
sich ein Verdienst um sie erworben zu haben?).
1) Je leur ai 6t6 le droit des élections de crainte qmils ne rem-
Plissent les places d'’échevins de gens dévoués à la maison d'Autriche,
avec le temps et quand la géndration présente sera Gteinte on pourra rendre
àlla Silésie les droits d’élection sans courir aucun hazard. (Test. pol)
2) Ce que leur ötant les moyens de se rendre coupables leur f#t.
CGviter les punitions, qu’ils se seroient infailliblement attirées, si on leur
avoit laissé la liberté de suivre leur penchant. (Test. pol.)