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schen Prälaten ersten Ranges nicht geringes Aufsehen erregte; er selbst
weiß die Aufnahme, die ihm die beiden Königinnen, die liebenswür-
digen Prinzen und der geistvolle König zu Theil werden lassen, nicht
genug zu rühmen 1). Dagegen gab es auch dann und wann persön-
liche Verstimmungen; Sinzendorf, der einige Zurückhaltung wahr-
zunehmen glaubt, bemerkt dem König, wenn man einmal Vertrauen
zu ihm habe, so müsse das ein vollständiges sein; Vertrauen lasse sich
so wenig theilen wie Liebe; dieser bezeugt, daß er nicht das mindeste
Mißtrauen hege.
Friedrich stellte den Grundsatz auf, daß alle einträglichen Wür-
den in Schlesien nur an Eingeborene gelangen sollten; — bei den
Wahlen nahm er für sich selbst alle die Rechte in Anspruch, welche
Kaiser Carl. VI ausgeübt hatte.
Auch darin lag eine Gunst des Schicksals, daß eben einer der
mildesten Päpste auf dem Römischen Stuhle saß, Benedict XIV,
welcher allenthalben das gute Vernehmen mit den weltlichen Fürsten
herzustellen suchte. Die beiden Nuntien zu Wien und zu Dresden
wetteiferten, dazu mitzuwirken; besonders gewann der Nuntius zu
Dresden das Vertrauen Friedrichs. Die Widersprüche des Wiener
Hofes, die zuweilen die Gestalt von ernstlichen Mißverständnissen an-
nahmen, konnten dann nicht mehr schaden.
In Zeiten der Umwälzung mag sich ein anderes Verfahren an-
wenden lassen; für die damaligen, wo Aufsehen und Gewaltsamkeit
vermieden werden mußten, war weniger eine theoretisch feste als eine
den vorliegenden Fällen angemessene Behandlung erforderlich: von
Nachdruck, wo es nöthig war, übrigens mild und klug.
Von der evangelischen Kirche hatte Friedrich II nichts als Bei-
stand zu erwarten; aber leicht hätte sie ihm durch unzeitige Polemik
sein Verhältniß zu dem Katholicismus erschweren können. Sein vor-
nehmstes Bestreben war, dies zu verhindern, besonders in Schlesien
selbst keinem sectirerischen Treiben Statt zu geben; wie es in einer
seiner Cabinetsordres heißt, nur vernünftige und geschickte Leute wolle
er angestellt sehen, die keinen fanatischen Eifer gegen andere Reli-
1) Der sächsische Resident Siepmann, 29. Jan. 1743: Le Cte Sinzen-
dorf qui ne paroit à la cour, quen chaise roulante, la goutte ne lui per-
mettant pas de marcher ni de se tenir debout, est particulièrement sou-
fert du roi, qui le met presque de tous ses repas. Son éloquence na-
turelle, sa qualité d’esprit fort au dessus comme on parle de la prtendnue
bagatelle de Torthodorie affectée au chapeau sont censés les moyens les
plus infallibles de plaire.
v. Ranke's Werse III1. 18