Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Kirche. 273 
schen Prälaten ersten Ranges nicht geringes Aufsehen erregte; er selbst 
weiß die Aufnahme, die ihm die beiden Königinnen, die liebenswür- 
digen Prinzen und der geistvolle König zu Theil werden lassen, nicht 
genug zu rühmen 1). Dagegen gab es auch dann und wann persön- 
liche Verstimmungen; Sinzendorf, der einige Zurückhaltung wahr- 
zunehmen glaubt, bemerkt dem König, wenn man einmal Vertrauen 
zu ihm habe, so müsse das ein vollständiges sein; Vertrauen lasse sich 
so wenig theilen wie Liebe; dieser bezeugt, daß er nicht das mindeste 
Mißtrauen hege. 
Friedrich stellte den Grundsatz auf, daß alle einträglichen Wür- 
den in Schlesien nur an Eingeborene gelangen sollten; — bei den 
Wahlen nahm er für sich selbst alle die Rechte in Anspruch, welche 
Kaiser Carl. VI ausgeübt hatte. 
Auch darin lag eine Gunst des Schicksals, daß eben einer der 
mildesten Päpste auf dem Römischen Stuhle saß, Benedict XIV, 
welcher allenthalben das gute Vernehmen mit den weltlichen Fürsten 
herzustellen suchte. Die beiden Nuntien zu Wien und zu Dresden 
wetteiferten, dazu mitzuwirken; besonders gewann der Nuntius zu 
Dresden das Vertrauen Friedrichs. Die Widersprüche des Wiener 
Hofes, die zuweilen die Gestalt von ernstlichen Mißverständnissen an- 
nahmen, konnten dann nicht mehr schaden. 
In Zeiten der Umwälzung mag sich ein anderes Verfahren an- 
wenden lassen; für die damaligen, wo Aufsehen und Gewaltsamkeit 
vermieden werden mußten, war weniger eine theoretisch feste als eine 
den vorliegenden Fällen angemessene Behandlung erforderlich: von 
Nachdruck, wo es nöthig war, übrigens mild und klug. 
Von der evangelischen Kirche hatte Friedrich II nichts als Bei- 
stand zu erwarten; aber leicht hätte sie ihm durch unzeitige Polemik 
sein Verhältniß zu dem Katholicismus erschweren können. Sein vor- 
nehmstes Bestreben war, dies zu verhindern, besonders in Schlesien 
selbst keinem sectirerischen Treiben Statt zu geben; wie es in einer 
seiner Cabinetsordres heißt, nur vernünftige und geschickte Leute wolle 
er angestellt sehen, die keinen fanatischen Eifer gegen andere Reli- 
1) Der sächsische Resident Siepmann, 29. Jan. 1743: Le Cte Sinzen- 
dorf qui ne paroit à la cour, quen chaise roulante, la goutte ne lui per- 
mettant pas de marcher ni de se tenir debout, est particulièrement sou- 
fert du roi, qui le met presque de tous ses repas. Son éloquence na- 
turelle, sa qualité d’esprit fort au dessus comme on parle de la prtendnue 
bagatelle de Torthodorie affectée au chapeau sont censés les moyens les 
plus infallibles de plaire. 
v. Ranke's Werse III1. 18
	        
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